1. September 2017
Oxil – Zofingen
Band: Steven Eli
Wer hat behauptet, während der Sommerpause darf in einem Kulturlokal nichts stattfinden? Schliesslich findet man sich auch ausserhalb der eigentlichen Saison gerne im Oxil ein und trinkt zusammen ein Bier, diskutiert über die immer kleiner werdende Kulturförderung und lauscht tollen Musikern. Da an diesem Freitag das Wetter den Abend zwar gemütlich, aber auch nass gestaltet hatte, wurde der letzte Anlass der Sommerbar in Zofingen in den Saal verlegt – auch kein Problem.
In kleiner Runde, gemütlich am Tisch sitzend und von alten Ständerlampen illuminiert schaute man etwas verträumt und doch gebannt auf die Bühne, denn dort entfaltete sich der uralte, aber nie langweilige Zauber des Singer-Songwriters. Ein Mann, eine Gitarre – Steven Eli brachte die weite Welt des Folk-Pop in den Aargau. Der junge Künstler aus Irland wohnt zur Zeit in Zürich und feilt dort an seinem ersten Album, im Oxil liess er die Besucher an seiner grossen Leidenschaft teilhaben. Denn für Eli gibt es nichts schöneres auf der Welt, als Lieder zu schreiben und diese zu spielen.
Er führte mit seiner Fender Stratocaster durch toll gezupfte Melodien, präzise angeschlagene Akkorde und mitreissende Texte. Ob schon fast schmachtend schön bei „Lady Lay“, druckvoll bei „Run Mary Jane“, weltenbummlerisch bei „Goodbye California“ oder herzlich plaudernd zwischen den Stücken – Steven Eli wickelte alle um seine fähigen Finger. Mit diesem Auftritt näherte man sich mit dem Künstler dem eigentlichen Kern der Musik und wurde wieder einmal überzeugt, dass die besten Momente kein Brimborium brauchen. Wenn sein Album dann auch nur halb so gut wird wie dieser Auftritt, steht uns eine echte Perle bevor.
Sich wieder einmal ohne Vorwissen über den angekündigten Künstler in den regionalen Kulturbetrieb treiben zu lassen, war die beste Entscheidung. Schade nur, wagen genau das immer weniger Leute – dabei verpasst man so viel Schönheit. Mein Appell: Vergesst all die modernen Mittel wie Streaming und Youtube, nehmt die paar Franken in die Hand für einen Konzertabend im Schuppen eures Wohnortes und wagt euch einfach an den nächsten Anlass. Wer weiss, vielleicht entdeckt ihr eure nächste Lieblingsband oder findet neue Freunde fürs Leben.
Text: Michael Bohli