Band: The Hirsch Effekt
Album: Eskapist
Genre: Metal / Hardcore / Math Rock
Label: Long Branch
VÖ: 18. August 2017
Webseite: thehirscheffekt.de
Die Gitarren und der grossartig aufspielende Bass haben schon fast das letzte Quantum Leben aus dir gepresst, doch die Erlösung kommt mit der wunderschönen emotionalen Erweiterung des Liedes. „Einmal noch! / Gib dich mir hin! / Tanz mit mir servil zum uns vertrauten Lied / von Sehnen und Monotonie“, singt Nils Wittrock und holt spätestens in diesem Moment alle Freunde von The Hirsch Effekt wieder zurück auf ein Album voller Begeisterung, Kreativität und extremer Auslotung der Stilrichtungen. Weg mit dem „Holon“-Zusatz, hin in die vertonte Math-Core-Metal-Variante von aktuellem Weltgeschehen und Flucht: „Eskapist“ ist da.
Die Hannoveraner, welche seit 2009 die deutsche Musikszene mit ihrer extremen Mischung aus Indie-Metal und Punk-Core bis zu den Grundsteinen durchrütteln, wagen sich bei ihrem vierten Album wieder an eine schier unendliche Menge an Musik und Text. The Hirsch Effekt haben für die Aufnahmen von „Eskapist“ das Songwriting etwas umgestellt, das Resultat ist aber ein weiteres Mal ein Album, das trotz seiner Gewalt unglaublich faszinierend und mitreissend ist. Lieder wie „Xenophotopia“ oder „Aldebaran“ wechseln die Genres und Ausdrucksweisen im Sekundentakt, immer wieder dürfen Streicher und mehrstimmige Gesänge in die Platte reinrutschen.
Mit dem Monster „Lysios“ startet die Truppe gar sanft, lässt die Musik über sich hinauswachsen und gleitet mit einer sarkastischen „Alkohol-Werbung“ in die atonale Fusion zwischen Math-Core und Jazz. Was als geschriebenes Wort schwierig nachzuvollziehen ist, funktioniert als Musik erstaunlich genial. Das Trio von The Hirsch Effekt ist auch mit „Eskapist“ weiterhin die extrem hoch angelegte Messlatte für alle Bands im Felde der intelligenten Extremmusik.
Mit faszinierenden Zeilen und Perspektiven, wie das Flüchtlingsthema in „Natans“ oder dem aufkeimenden Rechtspopulismus („Berceuse“), positioniert sich The Hirsch Effekt dieses Mal wieder politisch und auf korrekte Weise angriffig. Der Beweis, dass Art-Core also nicht mühsam künstlich daherkommen muss, wird mit diesem grandiosen Epos zelebriert. Emotional, ehrlich und immer umhauend – „Eskapist“ ist sogar noch besser als der Vorgänger „Holon: Agnosie“. Und der war schon perfekt.
Tracklist:
1. Lifnej
2. Xenophotopia
3. Natans
4. Coda
5. Berceuse
6. Tardigrada
7. Nocturne
8. Aldebaran
9. Inukshuk
10. Autio
11. Lysios
12. Acharej
Bandmitglieder:
Nils Wittrock – Gesang und Gitarre
Ilja Lappin – Bass und Gesang
Moritz Schmid – Schlagzeug
Gründung:
2009
Text: Michael Bohli