10. – 12. August 2017
Kaserne – Basel
Bands: Archive / Chinese Man / Bilderbuch / Bombino / Allah-Las / Mammut / Fai Baba / Denner Clan
Website: openairbs.ch
Es muss nicht immer riesig und eng sein, es reichen kleine Momente der Freude und eine liebevolle Gestaltung. Genau darum ist das Open Air Basel auch weiterhin ein Geheimtipp für Freunde der guten Livemusik. Und obwohl das Festival vor der Kaserne dieses Jahr bereits drei Tage andauerte, war von Grössenwahn nie etwas zu spüren. Mit maximal drei Bands pro Abend auf der grossen Bühne gab es keine Hast, und die Musiker konnten ihre Sets etwas ausdehnen. Ebenso war das Drumherum perfekt auf die Feier abgestimmt und man konnte sich lecker verpflegen, Kleider kaufen oder tauschen und für sinnvolle Organisationen spenden.
Wenn auf der Bühne dann mal keine Künstler sich verausgabten und die Lichter aus blieben, dann fand man plötzlich mitten auf dem Kasernenplatz eine Band, die zwischen Ständerlampe und Vogelkäfig ein paar akustische Songs zum Besten gab. Oder hinter der grossen Bar erklang plötzlich Synthie-Pop, wunderbar frech vorgetragen von We Invented Paris – sogar mit einem Cocktail-Mischer. Da war es manchmal schon fast einerlei, aus welchem Grund man eigentlich an diese Freiluftkonzerte gereist war – das Rahmenprogramm rechtfertigte jede Sekunde. Aber natürlich waren auch die Hauptacts mehr als zufriedenstellend.
Allen voran natürlich die abschliessenden Archive aus England, welche das Open Air samstagnachts mit ihrer dröhnenden Show beendeten. Zwar ohne Holly Martin, dafür mit einer fesselnden Mischung aus alten und neuen Songs auf der Bühne, verflog die Show innert kürzester Zeit. Was mit „Driving In Nails“ begann, baute Berge aus „F*ck U“, „Distorted Angels“ und „Bullets“, um dann mit „Controlling Crowds“ und „Numb“ noch wuchtiger zu enden. Ein perfekt gesetzter Schlusspunkt also, wobei auch Chinese Man diese Aufgabe am Freitag mit Bravour übernahmen. Ihre Mischung aus Hip-Hop, World und modernster, elektronischer Musik war ein Multimedia-Spektakel und Basswunder.
Da hielt es Bombino aus Nigeria am Donnerstag noch etwas einfacher und liess seine grossartige Mischung aus Tuareg-Gitarren und Blues-Rock für sich sprechen. Mit ungewohnten Melodien und packenden Rhythmen tanzte man quer über den Platz. Auch Bilderbuch waren alles andere als normal, alleine dank dem Vorhang aus tanzenden Sneakers. Dazu der extrovertierte Indie-Art-Punk, die frechen Texte und perfekt platzierten Ansagen – Österreich hat eine neue Superguppe. In diese Sphären vorzudringen versuchten auch die Allah-Las aus Kalifornien, ihr eher zurückhaltender Blues-Folk vermochte aber leider nicht so zu packen.
Da hielt die Schweizer Fraktion mit Fai Baba und Denner Clan schon wilder dagegen und zeigte bereits in den hellen Stunden am Donnerstag, dass Surf-Rock oder ausufernder Indie immer noch an ein heutiges Festival gehören. Wie auch der Ecken schlagende Rock der Isländer Mammút, die nicht nur Erinnerungen an Björk wach werden liessen, sondern mit tollem Gesang und guten Einfällen mehr als glücklich machten. Wie auch das gesamte Open Air, was erneut bewies, dass Basel einfach stilvoll ist und bei der Musik mehr als guten Geschmack beweist. Das nächste Jahr sind wir auf jeden Fall wieder mit dabei.
Text: Michael Bohli