28. Juni 2017
Bogen F – Zürich
Bands: Thurston Moore Group / Ultra Eczema
Kann man die Qualität eines Abends bereits vor Konzertbeginn an den vorhandenen Bandshirts ablesen? Wenn ja, dann versprachen Aufdrucke von dEUS, Wilco, New Model Army und Konsorten im Bogen F in Zürich eindeutig nicht zu viel. Denn der Mittwochabend wurde zu einem entspannten Genuss für Gitarrenliebhaber und Feedbackverzehrer – die Thurston Moore Group zeigte sich in Zürich. Wer sich jetzt nun am Kopf kratzt, ja genau, der immer noch sehr jung aussehende Herr am Mikrofon war früher bei Sonic Youth – doch keine Angst, aus deren Vergangenheit gab es nichts Zerstörerisches zu hören.
Viel mehr stand der Abend ganz im Zeichen des neuen Albums „Rock n Roll Consciousness“, welches gleich mit sechs Darbietungen geehrt wurde. Wer Thurston Moore kennt der weiss, dies bedeutet trotzdem lange Stücke, schwitzende Verstärkertürme und ein lakonisches Auftrittsverhalten. Auf wenige Danksagungen beschränkt, spielte sich die Band durch ihr Set und blieb gerne etwas unantastbar. Obwohl, am besten funktionierten die wellenartig aufbrausenden Stücke wie „Cease Fire“ oder „Smoke Of Dreams“ eh mit geschlossenen Augen. Aus wild geschrammelten Einstiegen wurden zerbrechliche Melodien, nur um immer wieder in Lärm und Hypnose zu versinken.
Was im eigentlichen Herzen sanfte Folk-Hits wären, wurde hier mit harten Riffs und starker Dissonanz bekämpft. Kein Wunder, erinnert die Musik von Thurston Moore immer wieder etwas an Neil Young – denn wie auch die Legende aus Kanada, lässt der Amerikaner seine Stücke gerne kontrolliert aus dem Ruder laufen. Oder gleich das Schlagzeug einen ganzen Song lang gegen Lieblichkeit in die Schlacht zu schicken, wie bei dem treibenden „Cusp“. Es war somit nicht mehr der jugendliche Ungestüm, aber auch bei weitem kein altersschwaches Herumklimpern. Die Thurston Moore Group brachte die genau richtige Mischung aus Feedback, krummen Strukturen und schönen Melodien.
Das war für 15 Minuten vor diesem Auftritt noch völlig anders, denn Ultra Eczema sass als Support für eine Viertelstunde auf der Bühne des Kulturviaduktes und verwirrte mit verzerrtem Geschrei, Urlauten und kratzenden Effekten. Genüsslich Rotwein trinkend, an Knöpfen drehend und kunstvoll Kunst machend – wirklich einzuordnen war dieses Experiment nicht. Doch auch Thurston begann schliesslich in den sonischen Abgründen, somit schloss sich der Kreis.
Setlist
1. Cease Fire
2. Turn On
3. Feedback Jam
4. Speak to the Wild
5. Cusp
6. Smoke of Dreams
7. Aphrodite
8. Exalted
Zugabe
9. Ono Soul
Text: Michael Bohli