Autor: Nathan Gray
Titel: Until The Darkness Takes Us
Verlag: Dark Gospel Transmission
ISBN: 978-0-6928-0755-2
Webseite: nathangraycollective.com
Nathan Gray ist ein weltbekannter Musiker, der vor allem durch seine Band boysetsfire für Furore gesorgt hat. Die bandeigene Mischung aus Hardcore und intimen Texten fand schnell Fans in vielen Ländern – doch gerade gewisse Aussagen von Gray polarisierten auch stark. Er war immer ein Mensch, der sein Innerstes nach aussen kehrte und schon fast missionarisch seine Meinungen kundtat. Als Mitglied der Church Of Satan ist dies natürlich besonders brisant, da es schnell mit religiösem Eifer verglichen wird.
Trotzdem, sein künstlerisches Output mit weiteren Bands wie I AM HERESY oder, ganz neu, dem Nathan Gray Collective, konnte sich immer etwas von diesen Bindungen lösen. Die harten Gitarren und auch die stampfenden Beats übertönten so mache eher peinlichen Textzeilen oder Aussagen. Bei seinem neusten Album „Until The Darkness Takes Us“ liessen sich beim Hören auch viele Sätze in einen anderen Kontext setzen. Doch mit dem begleitend und zeitgleich erschienenen Buch gelingt dies nicht mehr.
„Until The Darkness Takes Us“ ist seine erste Autobiografie, in der er all die genannten Punkte anschneidet – aber auch gleich wieder fallen lässt. Denn das geschriebene Wort zum gleichnamigen Album ist mehr ein Manifest und wirre Gedankensammlung als kohärente Lebensrückschau. Nathan Gray wechselt ziellos zwischen persönlichen Erinnerungen, fundamentalen Überlegungen, Poesie und Zitaten. Das Buch wirkt dabei in keinem Moment wirklich schlüssig oder tiefgründig, vielmehr hatte ich das Empfinden, hier einen schlechten Selbsthilfe-Ratgeber vor mir zu haben. Besonders, wenn man zum hundertsten Mal lesen darf, wie man an sich selber glauben muss und die dunklen Dämonen überwinden soll.
Nathan Gray schafft es auf den knappen 170 Seiten auch nicht, klare Aussagen zu seiner Abkehr vom christlichen Glauben und zu seiner Position bei der „Nicht-Religion“ Church Of Satan zu machen. Einzig die Predigt, schlechte Energie in gute zu verwandeln, füllt hier die Zeilen. Es ist ja toll, wenn sich ein Mensch aus der Dunkelheit lösen und die positiven Seiten im Leben finden kann – aber dies garantiert noch keine gute und spannende Lektüre.
Was in der Musik für mich super funktioniert – wohl auch, weil es da eher metaphorisch und sprachlich zweitrangig geschieht – ist als geschriebenes Wort leider zu platt und aufdringlich. Dazu kommt, dass die Aspekte seiner musikalischen Karriere eher halbherzig eingewebt und abgetan werden und man hier scheinbar immer wieder zu einem Gebet genötigt wird. Da hatte ich mir mehr erhofft, für knallharte Fans wird aber auch diese Veröffentlichung des Mannes eine Offenbarung sein.
Text: Michael Bohli