8. Februar 2017
Diverse Lokale – Baden
Bands: Bleu Roi / Super Besse / Emilie Zoé / Isolation Berlin
Jeder Abend ist anders, jeder Tag bringt neue Überraschungen – und genau darum sind kleinere Festivals wie das One Of A Million so reizvoll. Auch wenn man meist nur die Hälfte der auftretenden Künstler kennt, der Spass ist immer gross und garantiert. Somit machte ich am Mittwoch gerne erneut den Weg nach Baden, um in diversen Lokalen in der Stadt talentierten Menschen zuzuschauen. Und im Gegensatz zum Sonntag waren nun die Frauen aus der Schweiz an der Reihe.
Der Abend startete im Club Joy mit der Basler Band Bleu Roi. Mit ihrem ruhigen Indie-Album „Of Inner Cities“ konnten sie mich 2016 um den Finger wickeln – und auch live bezauberten mich die Damen und Herren mit ihrem Aussehen und stilvollen Klangbild. Doch leider durften die Songs nie über ihre zahme Form herauswachsen und vieles plätscherte etwas vor sich hin. Stücke wie “Crown Heights“ sind von der Grundidee nämlich wunderbar, doch der Druck durfte sich nie entladen.
Eher dreckig, immer nahe an der Wahnsinnsgrenze und vor allem direkt aus den Achtzigern kommend waren danach Super Besse aus Minsk. Jawohl, Weissrussland beehrte die Stanzerei für einen unglaublich mitreissenden und spassigen Auftritt. Die zwei Herren traten zwar ohne Schlagzeuger auf, genau darum war aber der Effekt perfekt. Drumcomputer mit dröhnend gespieltem Bass, dazu eine wild angeschlagene Gitarre und lustvoller Gesang – so lebendig brächte nicht einmal ein Nekromant New Wave in die Neuzeit. Scheiss auf New Order – hier gilt wildes Getue.
Um dieses berauschende Erlebnis noch zu steigern, setzte Emilie Zoé in der Druckerei auf mäandernde Steigerungen, die aus Lo-Fi-Kleinoden lauthalsige Lärmattacken machte. Nur in Begleitung ihres Schlagzeugers wusste die Dame aus Lausanne, wie man ein Indie-Fest entert und kratzende Riffs unwiderstehlich vor die Schnäuze wirft. Die Lieder von ihrem ersten Album „Dead-End Tapes“ waren somit zwar oft etwas schwer zu erkennen, ihr Talent strahlte aber umso stärker. Selten sah man einen hypnotischeren Vulkanausbruch.
Der Schluss war dafür umso lakonischer – Isolation Berlin zeigten im Royal ihren schmutzigen Indie-Rock. Mit deutschen Texten, Orgel und einer sehnsüchtigen und gerne auch wütenden Einstellung machten sie dort weiter, wo Wanda und Konsorten vorgelegt haben. Hier geht es nicht um die Technik, hier gewinnen das Gemüt und die Egalität. Eigentlich eine gute und spannende Band, für mich fehlte nach den vorhergehenden zwei Krachern aber etwas. Trotzdem, der Abend in Baden war erneut voller Glitzer, Nebel und Freude. Das nächste Jahr bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei.
Text: Michael Bohli