Band: Project Pitchfork
Album: Black
Label/Vertrieb: Trisol
Veröffentlichung: 25. Januar 2013
Website: pitchfork.de
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Aus einem Klangnebel taucht wie ein Eisberg der erste Song des neuen Project Pitchfork-Albums „Black“ auf: „Pitch-Black“ präsentiert sich sofort mit scharfkantigem Sound und ebensolcher Haltung. Der Song liefert sowohl den musikalischen Zündstoff für eine neue Live-Granate, als auch unmissverständliche Bekenntnisse. Der Chorus ist ein grossartiges gotisches Mantra und am Ende wird das Leben als höchster existierender Wert manifestiert; Ein gelungener Auftakt – Project Pitchfork in Höchstform!
Das warnende „Drums Of Death“ schlägt in dieselbe Bresche. „Aufwachen!“ Hören wir die Musik rufen, während das düstere Portrait einer rauchverschmutzten Zukunft gezeichnet wird. Die Musik rollt und donnert unaufhaltsam voran. Auch das folgende „Enchanted Dots Of Light“ fegt atemlos durch Gehörgang und Tanzbein. „Black“ steht von Anfang an unter Hochdruck. Auf dem Album wimmelt es von Melodien die glauben machen, man wisse, wie sie weitergehen, worauf sie dann doch überraschende Kurven schlagen. Das würzt Songs wie „Acid Ocean“, „Circus“ oder „NIL“ mit seinen chromatischen Schlupflöchern angenehm fremd, sodass sie eigentlich mit jedem Hören spannender werden.
Der „Circus“ knüpft, indem er ein Requiem des Lebens anstimmt, an den Trauermarsch „We Will Descend“ von „Quantum Mechanics“ an. Das Bild einer endlosen Tiershow, in der wir gleichzeitig zum Protagonisten, sowie zum Publikum verdammt sind und aus dem es auszubrechen gilt, ist eindrücklich und stellt uns das Vergrösserungsglas zur Verfügung, diese „Parodie der Natur“ zu entlarven. In „Rain“ wird dann der Kreislauf des Lebens besungen, eines der Kernthemen von Project Pitchfork. Ausserdem besitzt dieser Song, wie viele der neuen Kompositionen, das Potential zum neuen Klassiker.
Ein fragiler Synthesizer zwischen Flöte, Mellotron und ungeschminktem Sinuston im oberen Register ist das erste Merkmal, das bei „Contract“ ins Ohr sticht. Dieses Instrument durchzieht den ganzen Song und gibt ihm ein besonderes Gesicht. Der mit Herbstbildern beginnende Text legt Zweifel und Ängste berührend und fast erschütternd offen. Wenn dann im Schlussteil von neuem Licht die Rede ist, wird diese Wende umso wirkungsvoller. Ein sehr starker Song mit bodenlos düsterem Gesang.
„Storm Flower“ und „Acid Ocean“ mit seinen verspielt „geswingten“ Phrasierungen im Chorus erweitern das Project Pitchfork-Arsenal um zwei weitere dynamische und mitreissende Songs. „Black Sanctuary“ giesst als selbstbewusste Club-Hymne Öl in die Flamme – „Black“ ist eine Kaskade pechschwarzer Kreativität. Die vielen verschiedenen Klangfarben verschmelzen zu einem beeindruckenden Gemälde. Eine hervorragende Arbeit!
Das Album ist etwas gefühlvoller und weniger kampfeslustig als der Vorgänger (Quantum Mechanics) aber dadurch nicht weniger kraftvoll. Peter Spilles verfeinert seine dunkle Stimmgewalt, die Sounds und Grooves sind zeitgemäss ohne sich ihre eigenen Wurzeln abzuschneiden. Vollmundig und lebendig produziert macht der Tonträger grossen Spass – und mehr: Erneut sind alle Songs durch ein Klangband verbunden und bilden so quasi ein „Kontinuum“. In guter Pitchfork-Tradition erhebt sich also ein Song aus dem Fluss des letzten. Zu auffällig um nicht bedeutsam zu sein ist hierbei, dass fast ausschliesslich Abwärtsglissandi diese Soundscapes prägen, sie also alle nach unten gerichtete, musikalische Gesten sind.
Die „Auflösung“ findet in der letzten Minute des Albums statt, wenn sich sprichwörtlich der Kreis schliesst sich und eine grosse Aufwärtsgeste all diese Zwischenmomente mit fast schon sakraler Färbung beantwortet. Die Kreisbewegung, als wie gesagt eines der zentralsten Themen für Project Pitchfork, wird hier konsequent künstlerisch umgesetzt. In der Tat ist der Zielklang dieser letzten Tonphantasie des Albums annähernd der Ausgangspunkt des ersten Songs. Das erhebt die Verbindungen der Songs von einfachen Interludien zu einem wichtigen vielleicht sogar übergeordneten formalen Ideen-Netz über das Album.
Tracklist:
1. Pitch-Black
2. Drums Of Death
3. Enchanted Dots Of Light
4. The Circus
5. Rain
6. Contract
7. Storm Flower
8. Acid Ocean
9. Black Sanctuary
10. Nil
Bandmitglieder:
Peter Spilles – Gesang
Dirk Scheuber – Synthesizer
Jürgen Jansen – Synthesizer
Gründung:
1989