Young and Aspiring / VÖ: 19. April 2024 / Shoegaze, Indie
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Text: Michael Messerli
Wie oft schon hat man in seinem Leben gehört, man müsse geduldig sein, sich Zeit nehmen, auf den richtigen Moment warten. Kein Erzwingen und keine Brechstange. Aber was, wenn die Zeit zu kurz ist für Geduld? «Some say patience is a virtue/ I don’t think we have the time to take that chance.» Dann muss man die Dinge machen, das Glück festhalten, wenn es schon vor einem liegt und die Gelegenheiten nutzen, die sich einem ergeben. Wie im Film «Perfect Days» von Wim Wenders, als die Nichte ihren Onkel fragt, ob sie mit dem Fahrrad dem Fluss entlang ans Meer fahren können und er mit den Worten verneint: «Nächstes Mal ist nächstes Mal. Jetzt ist jetzt.» Aber es gab kein nächstes Mal.
Ungewöhnliche Betrachtungen auf das Besondere im Alltag, wie sie in diesem Film erzählt werden, kommen einem auch bei Moonpools in den Sinn. Mit Betonung auf Betrachtungen, denn die Basler Band geht sparsam mit Text um. So beweist schon «Forget», wie man mit wenigen Worten viel ausdrücken kann. In «Never Mind» ist bereits nach der Hälfte alles gesagt. Die fünf Songs auf ihrer dritten EP «Hide and Seek» ziehen tatsächlich wie vage Erinnerungen an einem vorbei, fühlen sich deshalb eher wie Träume an.
«Hide and seek/ Never understood that game”, singt Marcie Nyffeler und spielt textlich jedoch genau dieses unnahbare Spiel. Die Musik dazu ist schwelgerischer Shoegaze, bei dem die Synthies zuerst dezent bleiben, sich dann für zwei Songs in den Vordergrund drängeln und dann wieder in die Schranken gewiesen werden. Auch weil das Tempo gedrosselt und mit «Someday» komplett reduziert wird. Moonpools führen sehr schön weiter, was ihnen 2022 mit «Damaged Goods» bereits toll gelungen ist. Es wird also Zeit für das erste Album. Nur dafür braucht es noch ein bisschen Geduld. In der Zwischenzeit fahren wir schon mal mit «Hide and Seek» ans Meer.