Dalliance Recordings / VÖ: 22. März 2024 / Indie
francisofdelirium.com
Text: Michael Messerli
Endlich ist es da, das Debütalbum von Francis of Delirium. Nach diversen Vorboten und EPs durfte man auf «Lighthouse» gespannt sein und man wird nicht enttäuscht. Die Songtitel verraten dabei schnell, worum es geht. Und das Fazit am Anfang klingt bereits recht fatalistisch: «And when it ends/ I will never love again». Es sind die ganz grossen Gefühle junger Liebe mit all ihren Kollateralschäden, die man nicht verniedlichen oder verharmlosen sollte. Denn das hier ist weitaus mehr als jugendliche Schwärmerei, das ist ausgereifter Indierock, der sich mit dem Kopf ganz nah an Phoebe Bridgers lehnt und mit der zittrigen Stimme an Conor Oberst. Hier werden Sehnsucht und Verlangen, Verlieben und Entlieben sowie der damit verbundene Kummer musikalisch so punktgenau vertont, dass logischerweise die Kitschkarte schon zum Ausspielen bereit liegt. Diese kann dann auch nur das Herz-Ass sein. Aber sie bleibt stecken.
Weil ein Song wie «Cliffs» eher einem Wrack entspricht, das auf den Meeresgrund gezogen wird. Da schwingt viel Trauer mit. «Lighthouse» macht musikalisch alles richtig, vielleicht sogar ein bisschen zu richtig, da man die Songs manchmal nur schwer auseinanderhalten kann. Textlich ist es sicher keine Offenbarung, aber letztlich bedeutet Coming of Age ja auch Entwicklung und Jana Bahrich ist erst 22 Jahre jung. Wenn ein Text wie beispielsweise in «Alone Tonight» gelingt, weil er nur so aus ihr raussprudelt, dann nimmt sie einen wunderbar mit auf die Reise durch ihre Gedankenwelt. Und gesehen hat sie tatsächlich schon einiges: Die mittlerweile in Luxemburg gelandete Songwriterin ist mit ihrer Familie ziemlich rumgekommen.
Abgesehen davon gibt es auf «Lighthouse» vor allem eine beeindruckende, sehr stimmig produzierte Hitdichte, die in jeder Hinsicht konsequent einem roten Faden folgt. Diese Abgeklärtheit steht im Kontrast zu den Ängsten in den Texten, uneingeschränkte Schönheit steht dem ungeschönten Scherbenhaufen zerbrochener Liebe gegenüber. Ein interessantes Spannungsfeld eines tollen Debüts, das selbst nach zig Hördurchgängen die Intensität hochzuhalten vermag. Das liegt an Songs wie «First Touch», die einfach viel zu gut sind, um wieder aus dem Kopf zu purzeln. Francis of Delirium werden wohl ziemlich bald vielen Menschen nicht mehr aus dem Kopf purzeln – immer vorausgesetzt natürlich, dass das nötige Glück mit im Spiel ist.