DevilDuck Records / VÖ: 9. Februar 2024 / Bluegrass
thedeadsouth.com/
Text: Torsten Sarfert
The Dead South sehen aus, wie aus der Zeit gefallen und ihre Musik klingt ebenso. Boots & Bärte, Cowboyhüte und Hosenträger sind ihre Markenzeichen und sie spielen lupenreinen Bluegrass. Und das mit erstaunlichem Erfolg. Seit vor sieben Jahren ihr Hit „In Hell I’ll Be In Good Company“ auf Youtube durch die virale Decke ging, befinden sich die vier anachronistisch anmutenden Kanadier auf einem regelrechten Bluegrass-Siegeszug durch die ganze Welt.
Erst vor kurzem wurde ihnen die wohl grösste Ehre zuteil, von der man in diesem Genre überhaupt nur träumen darf: Im Juli 2023 wurden The Dead South eingeladen im Ryman Auditorium in Nashville, der ehemaligen Heimat der Grand Ole Opry, zu spielen. Bei dem ausverkauften Gig in der ultimativen Country-Kultstätte stellten sie auch gleich den neuen Tune „Little Devil“, einen Vorboten ihres neuen Albums vor. Dieses liegt jetzt vor, hört auf den Namen „Chains & Stakes“ und wurde wie der Vorgänger „Snakes & Joy“ von Grammy Gewinner und JUNO-Award Preisträger Jimmy Nutt produziert.
Dem landläufig nicht ganz so populären Genre Bluegrass haftet im besten Fall der Nimbus von angestaubter, mies klingender Hillbilly Musik an, obwohl Bluegrass zur Ursuppe der Pop-Musik, wie wir sie heute kennen, zählt. The Dead South haben mit ihren kristallklaren Produktionen und mitreissenden Live-Shows das Genre allerdings vollständig von diesem Nimbus befreit und doch die authentische Essenz beibehalten. Ihre Shows sind weltweit ausverkauft und ziehen noch dazu ein sogar generationen- und genreübergreifendes Publikum an. Die simple aber effektive musikalische Zauberformel besteht aus virtuos gespielten, rein akustischen Saiteninstrumenten (Gitarre, Banjo, Mandoline, Fiddle und Cello), dreckigem Leadgesang, ausgefeilten Harmonyvocals und geradezu sensationellem, erdigem und pointiertem Songwriting.
Auf „Chains & Stakes“ gemahnt jeder Song an einen kleinen, dreckigen Westernfilm in akustischem CinemaScope. Das Storytelling dreht sich – auch im aktuellen Fall – um nicht ganz konfliktfreie Liebe („Little Devil“), gerne im Zusammenhang mit zu viel Alkohol („20 Mile Jump“, A Place I Hardly Know“), Gottesfürchtigkeit („Father John“) Familie („Son Of Ambrose“) und natürlich Tod („Blood On The Mind“, „Tiny Wooden Box“). Und in „The Cured Contessa“ besingt man auch mal augenzwinkernd Mamas doppeldeutige Vorliebe für Speck am Morgen. Nicht von ungefähr werden The Dead South gerne auch als die bösen Zwillinge von Mumford & Sons bezeichnet.
Auch rein instrumentale Passagen dürfen in diesem knapp 40 Minuten dauernden Spätwestern nicht fehlen und so finden sich mit „Where Has The Time Gone“, „Clemency“ und „Yore“ gleich drei filigrane Fingerübungen, die zugleich Lust machen doch mal die GarageBand-App beiseite zu legen und ein echtes Instrument auszuprobieren.
Damit hätten die rauen Gesellen aus der Provinz Sasketchwan ihren Auftrag als Bluegrass-Bewahrer mehr als erfüllt.