Werk21 – Zürich
Freitag, 29. September 2023
Text: Michael Messerli
Die Menschen sassen an diesem Freitag am Fluss oder schwammen drin. Ist das tatsächlich der Herbst oder immer noch Sommer? Es schien auf jeden Fall ein zu schöner Septemberabend zu sein, um spontan ins Dynamo zu gehen. Schade, weil Love A endlich wieder zu Besuch waren, nach Konzertabsagen aufgrund der Pandemie sowie aus privaten Gründen. Und so hatten bereits Lyschko einen schweren Stand, denn es waren erschreckend wenig Leute für diese aufregende Vorband zugegen, die deshalb etwas abwartete und so mit einem verspäteten «Nachtzug» Fahrt aufnahm. Musikalisch überzeugte die Band wie bereits auf ihrem Debüt «Brennen» sehr. Der Funken sprang aber nicht über, was allenfalls auch etwas am gewöhnungsbedürftigen Gesang von Lina Holzrichter lag (der auf dem Album besser funktioniert). Lyschko waren das erste Mal im Ausland, aber hoffentlich nicht das letzte Mal in der Schweiz, denn da ist grosses Potential vorhanden. Sie sahen zwar optisch – mit Ausnahme des Schlagzeugers – eher nach Goth aus, passten aber mit ihrem NNDW-Anstrich super zum Post-Punk von Love A und lieferten mit «Zum Verlieben Da» einen grandiosen Abschluss ihres Sets.
Love A vermochten danach das Ruder auch nicht mehr herumzureissen. Da passten Sound, Timing und Stimmung nicht zusammen. Sie gewannen zwar das leider immer noch spärliche Publikum punktuell mit ihren Ansagen und tollen Passagen, aber im Vergleich zum umwerfenden Auftritt von 2018 war es phasenweise unrund. Eigentlich kaum zu erklären, wenn man weiss, wie stark Love A live sind. Aber es fehlte etwas. Nicht Engagement oder die richtige Motivation, aber bei Love A immer eine gewisse Ernsthaftigkeit als Kontrast zu den hoffnungslosen und besonders auf «Meisenstaat» zunehmend resignierten Texten. Jörkk Mechenbier hatte zuerst beide Schuhe an, dann bald einmal keinen mehr und am Schluss nur einen. Die Band nimmt es in ihrer Musik nicht leicht, aber sich selber nicht zu wichtig. Letztlich braucht aber auch die Leichtigkeit auf der Bühne eine Resonanz und vermutlich war wohl dies das fehlende Element.
So verpuffte die Energie immer wieder, obschon sie in den Songs vorhanden gewesen wäre. Auch bei jenen vom neuen Album «Meisenstaat», die sich wenig überraschend sehr gut einfügten. Insbesondere «Achterbahn» schwang oben aus, die Qualität der Songs ist bei Love A eh unbestritten. Trotzdem schien es fast so, als habe irgendetwas seine Spuren hinterlassen. Vielleicht der Tequila am Vorabend? Jörkk Mechenbier war jedenfalls gesanglich wortwörtlich nicht auf der Höhe bzw. der Gesang nicht gut abgemischt. Eines wurde aber auch an diesem durchwachsenen Abend klar: wofür das Herz schlägt. Es bleibt ein Kampf gegen die «Windmühlen», gegen das «Unkraut» und gegen den Hass («100.000 Stühle leer»). Gerade auch diese Songs sind auf ewig unkaputtbar, der Post-Punk der Band zeitlos und Love A haben bisher eben auch kein einziges schlechtes Album aufgenommen.