Czar Of Crickets / VÖ: 30. Juni 2023 / Mystic-Celtic-Dark-Americana
inezona.com
Text: Torsten Sarfert
INEZONA’s neues Album «Heartbeat» ist ein transzendentaler Trip in ein einzigartiges und ätherisches Klanguniversum. Aufgenommen in der Heimatstadt der Multiinstrumentalistin Ines Brodbeck mitsamt Band und zusammen mit ihrem musikalischen Wegbegleiter Gabriel Sullivan (XIXA, Giant Sand). Letzterer produzierte – damals noch unter dem Bandnamen «Inez» – schon ihr 2017er Debüt-Album «Now» in seinem Tucsoner Studio. Während dieses noch mit Musikern von Calexico, Bob Dylan, Neko Case und Giant Sand in der Wüste von Arizona aufgenommen wurde, begab man sich zwei Jahre später für «Heartbeat» gleich ins Basler One Drop Studio. Diesmal jedoch mit der Band, die jetzt INEZONA heisst und aus der Arizona-affinen Namensgeberin Ines Brodbeck sowie den Musikern Fabian Gisler (Bass, Synthesizer) und Eric Gut (Schlagzeug, Percussion) besteht. Erneut komplettiert von Gabriel Sullivan, dem Mann aus Tucson, Arizona.
Das Album beginnt mit «Stardust», einer Tarantino-esken Hommage an die Kraft und Schönheit unseres Planeten und des Universums. Unvermittelt findet man sich rücklings im Wüstensand liegend, entrückt den kristallklaren Sternenhimmel beobachtend. Bevor aber zuviel Wüstenfeeling aufkommt, schickt einen der Titeltrack «Heartbeat» mit flirrenden Synthesizern direkt zum Sternenhopping in den Orbit. «The Veil» setzt einen dann wieder sanft auf dem kühlen, sich mit der Dämmerung langsam erwärmenden Sand ab und gibt zu tribal-ähnlichen Beats auch den sphärischen Wüstengitarrenklängen einen schönen Raum. Vollends in andere Welten taucht man auf «Sea Soul“ ein. Epische siebeneinhalb Minuten versinkt man mit INEZONA in deren «Sea Soul»: «I drowned in me, I drowned in you, I drowned in our Sea Soul». Auf- und absteigende Drums schaffen einen meditativen Rhythmus und man sinkt mit jeder Sekunde tiefer in den Ozean der eigenen Seele hinab. Konsequenterweise stösst man dann auch irgendwann auf und in sein Herz und bringt dieses mit treibenden Basslines und mehrstimmigem Gesang bei «In my heart» auf Touren.
Weiterhin naturalistisch folgt die Single «Midnight Circle», eine Zusammenarbeit mit Frederyk Rotter, dem Frontmann der Basler psychedelic Doom-Rocker Zatrokrev. Diese Ode an das Leben akzeptiert gleichzeitig dessen Endlichkeit und den unausweichlichen Tod, den «Midnight Circle». Es ist ein mystischer Tanz voll zeitloser musikalischer Magie, wenn sich die Stimmen von Brodbeck und Rotter auf einem Hintergrund aus Drone-Gitarren, durchdringenden Schreien und psychedelischen Gitarrensolos vereinen. Dies verkörpert sowohl die Leichtigkeit als auch die Schwere des Seins. «Leave me alone», bei dem erstmals Baschi Hausmann (Fucking Beautiful) an den Texten beteiligt war, strahlt im Vergleich dazu eine schon fast beschwingte Leichtigkeit aus und man brüht sich nach all den meditativen Erfahrungen erst mal einen Cowboy-Kaffee und schüttelt sich den Wüstensand aus den groben Klamotten. Perfekt begleitet vom zuckersüssen und gleichzeitig letzten Track «Sunday Mornings», kann man nach der knapp vierzig minütigen meditativen Auszeit langsam wieder anfangen, den «Heartbeat» auf Alltagsanforderungen einzupendeln.
«Heartbeat» einfach als mystischen Folk, Celtic-Americana oder Indie-Avantgarde zu bezeichnen, würde zu kurz greifen. Vor allem ist es wunderschöne Musik mit cineastischer Kraft, die einen tief in ihren Bann zieht und eine weitere Etappe von INEZONAs musikalischem Roadmovie präsentiert.