Werk 21 – Zürich
Sonntag, 6. August 2023
Text: David Spring
Irgendwie hat es immer etwas Besonderes, an einem Sonntag an ein Konzert zu gehen. Normalerweise ist man sonntags ja entweder so entspannt, dass die Idee, die Couch zu verlassen, unvorstellbarem Horror gleicht, oder die Wochendepression wallt bereits auf, da leider bald wieder Montag ist. Kann man den Sonntag aber umgeben von Gleichgesinnten in einem gemütlichen Keller verbringen, während ein paar graumelierte US-Amerikaner schnörkellosen Punkrock durch die Boxen jagen, lässt sich alles plötzlich wieder aushalten. Erst recht, wenn auf der Bühne Pulley stehen.
Diese nämlich zeigten vergangenen Sonntag lautstark, warum sie eigentlich eine viel grössere Bühne als die des Werk 21 in Zürich verdient hätten. Pulley zelebrieren den Punkrock der blitzschnellen, melodiösen Sorte. Bad Religion sind zweifellos ein grosser Einfluss, genauso wie Szene-Kumpanen wie Strung-Out oder No Use For A Name. Im sehr gut gefüllten Werk 21 bewiesen sie, dass sie sich nach all den Jahren im Business nirgendwo wohler fühlen als in einem kleinen, stickigen Club. Und als die Jungs dann mit dem persönlichen Favoriten «Cashed In» loslegten, gab es kein Halten mehr.
Es folgte ein grossartiges Set, dass nur dank der gelegentlichen, ziemlich ausufernden Ansagen und Wortgefechten, Zeit zum Verschnaufen liess. Pulley waren lustig und authentisch. Ihre ganz eigene Mischung aus melodiösem Hardcore und rasantem Punkrock schlug ein und es kam schnell Bewegung auf. Die Band war sichtlich gut gelaunt und freute sich, hier spielen zu dürfen, zumal ihr letztes Mal in der Schweiz ganze 19 Jahre her ist (Deconstruction Tour 2004)! Einfach wundervoll, sie endlich wieder bei uns zu haben. Die frohgemute Laune war auch im Publikum spürbar, denn die Kalifornischen Vibes der Band waren unglaublich ansteckend.
Zum Thema «gute Laune» muss auf jeden Fall auch die formidable Vorgruppe The Rumperts erwähnt werden. Die selbsternannten male-fronted girl-punks aus Wien verbreiteten nämlich extrem viel davon. Mit dem Gaspedal ähnlich stark durchgetreten wie der Headliner und wunderschön wütenden Songs machten sie Laune. Zwar war das Publikum bis auf Handvoll Typen ganz vorne, die gnadenlos alles gaben und sogar einen Vier-Mann-Circle-Pit starteten, noch eher verhalten, doch am Ende der Show waren wir alle ordentlich aufgeheizt.
Auch The Rumperts schienen bestens gelaunt, wirkten allerdings auch etwas erschöpft. Die Ansagen des so sympathischen wie verwirrten Sängers waren eher genuschelt, noch dazu auf wienerisch, und entsprechend schwer verständlich. Dafür war umso witziger, als die Gitarristin ihn daran erinnerte, seine Schuhe zu binden. «Sonst fällst du noch um, du Dummi.» Was für eine exzellente Band. Rotzig, wild, charmant, Vollgas und einfach gut – und definitiv eine Gruppe, die uns hoffentlich bald wieder beehren wird.
Zurück bei Pulley fühlte man sich nach tollen Punkperlen wie «Repeat Offender», «A Bad Reputation» oder «Lonely» ein bisschen, als ob man einen ehemals guten Freund nach Jahren mal wieder trifft und die alte Liebe sofort erneut entfacht. Natürlich könnte man sagen, dass ihre Songs für das untrainierte Ohr alle etwa gleich klingen, aber ist das schlimm? Wohl kaum, denn genau deswegen versprühten die Fünf dieses wundervoll nostalgische Gefühl, das heute alle mit einem riesigen Grinsen im Gesicht nach Hause gehen liess. Pulley überzeugten auf ganzer Linie und lieferten eine erstklassige, energiegeladene und unterhaltsame Show ab. Genauso wie die wunderbaren The Rumperts zeigten sie, dass Punkrock auch heute noch Spass machen darf. Und das ist schön so.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Cashed In
- The Ocean Song
- Hooray for Me
- Sad Song
- Huber Breeze
- One Shot
- Soberbeah
- Mandarin
- Lonely
- Repeat Offender
- Wok Inn
- Insects Destroy
- A Bad Reputation
- Second Best
- Two Winds
- Working Class Whore