Heyne Verlag / ISBN: 978-3453218376
Übersetzung: Daniel Müller und Sven Scheer
Text: Torsten Sarfert
Rückblickend ist es geradezu märchenhaft, dass Brian Johnson und AC/DC sich fanden. Die Australier waren 1980 auf dem Sprung nach ganz oben, arbeiteten bereits gemeinsam am neuen Album, als der damalige Leadsänger Bon Scott tragisch ums Leben kam. Ein Neuer musste her. Wie es dann dazu kam, dass Brian Johnson der neue AC/DC Frontmann wurde, wird im letzten Kapitel seiner jetzt vorliegenden Autobiografie „Die Leben des Brian“ beschrieben. Fakt ist, die Fans liebten Brian und das Album „Back In Black“ wurde weltweit mehr als 50 Millionen mal verkauft und ist das erfolgreichste Hardrockalbum bisher. Der Rest ist Geschichte.
Wer an Brian Johnson’s Geschichte VOR seiner Zeit bei AC/DC interessiert ist, sollte sich diesen Schmöker dringend zulegen. Spoiler: Es geht (ausser im letzten Kapitel) nicht um AC/DC, sondern ausschliesslich um den Herrn mit Schiebermütze aus Newcastle. Eigentlich logisch – ist ja auch dessen Biografie und keine weitere, stumpfe AC/DC Chronologie.
Genau das ist auch das Erfrischende an diesem Buch: Brian schreibt mit zum Brüllen komischem britischem Working-Class Humor, direkt aus dem Bauch (und manchmal auch eine Etage tiefer) und lässt die Lesenden dabei ins desolate Nachkriegs-England eintauchen. Allein dafür braucht man schon eine gute Portion (schwarzen) Humor. Auch sein Privat- und Berufsleben verlief nicht immer geradlinig, jedoch blieb er in jeder Lebenslage ein Gentleman. Allerdings einer der rocken wollte, was zuerst nicht gerade zur Vereinfachung seiner Lebensumstände diente. Über Kneipencoverbands mit Namen wie „Gobi Desert Canoe Club“ (kleiner Hinweis auf oben angesprochenen Humor) und die deutlich erfolgreicheren „Geordie“ dauerte es 31 Jahre, bis er zu seinen heutigen Arbeitgebern fand.
Chronologische Biografien unter besonderer Berücksichtigung von Sex, Drugs & Rock’n’Roll gibt es zuhauf und sind meist ermüdend. Bei „Die Leben des Brian“ steht der (in diesem Fall sehr sympathische) Mensch im Vordergrund und nicht der überlebensgrosse Rockstar. Das macht dieses Buch zu einer der besseren Rock-Autobiografien und liesst sich wie ein guter Krimi, den man nicht aus der Hand legen kann.
Auf einer der letzten Seiten spielt Johnson mit dem Gedanken möglicherweise – je nach Nachfrage und persönlicher Lust & Laune – auch seine Geschichte mit AC/DC zu Papier zu bringen. Sollte dies genauso lustig und sympathisch geschehen, kann man sich bereits auf mindestens ein weiteres Leben des Brian freuen.