Glitterhouse Records / VÖ: 14. April 2023 / Indie, Pop
steiner-madlaina.com
Text: David Spring
Die Schweizer Musikwelt bringt immer wieder Schönes heraus. Auch wenn wir alle gerne gen Deutschland, Grossbritannien oder gar die USA schauen, um den neusten, grossen Hit zu finden, so lohnt es sich manchmal, zu Hause zu bleiben. Da nämlich haben wir zum Beispiel vorzügliche Künstlerinnen wie Steiner & Madlaina, die schon lange die Szene mit ihren wundervollen Melodien und tiefschürfenden Texten aufrütteln. Mit “Risiko” steht uns nun das neuste Werk des Zürcher Duos ins Haus.
Das Vorgänger-Album «Wünsch mir Glück» schlug bereits grosse Wellem und schaffte es bis auf Platz zwei der hiesigen Charts. Da überrascht es wenig, hat auch die neue Platte unverschämt grosses Hitpotential. Der Opener «Wahre Liebe» fällt mit einem knackigen, verzerrten Gitarrenriff zur Tür hinein und rockt munter nach vorne. Gutgelaunter Indie-Pop-Rock, der vor allem dank der sympathisch eingängigen Melodie Erinnerungen an Wir Sind Helden erweckt, und einen witzig sarkastischen Text über die Liebe bietet. Steiner & Madlaina haben nichts verlernt.
Man merkt den Beiden an, dass sie zusammen mit ihrer Live-Band bei den Aufnahmen grossen Spass hatten. «Paradies» klingt ebenfalls beschwingt und gut gelaunt, «Ich will dich» ist sexy und bluesig und das treibende «Mama Liebe» vermischt wunderbare Indie-Rock-Instrumentierung mit ehrlichen, intimen Worten. Trotz dieser frohgemuten, poppigen Tracks überwiegt auf dem Album eine eher melancholische und nachdenkliche Grundstimmung. Speziell zu erwähnen ist das geniale «Engel am Hauptbahnhof», dass die Welt aus den Augen des bekannten Niki de Saint Phalle-Engels am Zürcher HB betrachtet. Steiner & Madlaina zeigen hier eindrucksvoll ihre Wortgewalt und das Geschick, Alltagssituationen auf eingängige und faszinierende Art und Weise einzufangen.
Abschliessen tut die Platte das überraschenderweise auf Schweizerdeutsch gesungene «Ich blibe und du gahsch», eine traurig-schöne Ballade, die vielleicht das grösste «Risiko» des Albums darstellt. Eigentlich toll, sich als Band so auf die eigenen Wurzeln zu besinnen, für mich allerdings fast etwas kitschig. So oder so gefallen die Songs sehr und bieten sowohl Abwechslung wie auch Material zum Nachdenken. Es ist hochwertiger, Indie-Pop, mal sanft und intim, mal laut und aufgestellt, aber immer grundehrlich und nachfühlbar. Ob Steiner & Madlaina es dieses Mal auf Platz eins schaffen? Wer weiss. Den beiden ist das eh egal, denn das wichtigste ist die Freude am Musizieren, und die merkt man jedem Song an.