Dala Produkte / VÖ: 10. Februar 2023 / Country, Americana
Facebook
Text: Torsten Sarfert
Wieso habe ich noch nie etwas von Admiral James T. gehört, wenn er schon mindestens „16 Country & Western Hits“ verbuchen konnte? Eine kurze Internetrecherche klärt mich auf: Hinter dem enigmatischen Admiral verbirgt sich David Langhard, der Frontmann der Winterthurer Psychedelic-Postpunker HOWLONG WOLF. Und der Albumtitel ist (obgleich vollkommen zutreffend) wohl etwas augenzwinkernd gemeint, da es sich um das Country Debut des Admirals handelt. Möglicherweise eine Referenz an die schräge, amerikanische Indie-Legende WEEN, die 1996 ihre selbsternannten „12 Golden Country Greats“ herausbrachten. Who knows?
Wieso aber macht der Typ jetzt plötzlich Country? UND Western? Dies hat neben seiner Liebe zum Genre in erster Linie einen sentimentalen Grund: 2022 starb Langhards Vater, der sich meist bei den Country lastigen Aufnahmen seines Sohnes besonders begeistert zeigte. Daraus entstand die Idee, ein dem Vater gewidmetes Country-Album aufzunehmen. Und was für eins! Eröffnet wird das Album mit einem Gitarren lastigen Instrumentalstück, welches eher an einen im Western-Saloon gestrandeten Django Reinhardt erinnert, als an einen Kris Kristofferson.
Überhaupt ist das gesamte Album getragen von fantastischen und raffinierten Gitarrenarrangements. Wunderbar weinende Lap-Steel Gitarren, perlende und scheppernde Akustikgitarren, sowie twangy Telecasters sind omnipräsent und sorgen für einen wahren Freudentaumel, nicht nur für Gitarrenfreaks. Hinzu kommen zum Niederknien schöne Gesangslinien und Songtexte, die immer herzerwärmend, jedoch nie kitschig sind. Anspieltipp hier das elegant swingende „La La La La La“ mit hinreissendem Handorgelsolo. A propos Swing: Wer sich vom „Western“ im Albumtitel abgeschreckt fühlen sollte, dem empfehle ich den (ebenfalls instrumentalen) Track „Hello Kitty“: Ein Western-Swing par excellence, der so manche Nashvillecat schwindlig spielen dürfte.
Das ganze Album ist ein stilsicherer und durchaus eigenständiger Ritt durch das komplette Genre, welches im Herkunftsland unter dem Label „Americana“ firmiert und vermutlich auch einen Jeff Tweedy von Wilco und die Traveling Wilburys begeistern könnte. Alle 16 Hits stammen übrigens aus der Feder des Admirals und wurden höchstselbst von letzterem in nur 16 Tagen auf vintage Equipment eingespielt, aufgenommen, abgemischt und gemastered.
Ich ziehe meinen Stetson vor dieser beeindruckenden Gesamtleistung und halte schon im Februar 2023 mein bisheriges Lieblingsalbum des Jahres in den Händen. Dies erscheint übrigens retromässig und streng limitiert sowohl als Doppel-Vinyl, CD und sogar Kassette. Bitte fleissig kaufen, dann lässt sich der Admiral vielleicht auch erweichen, mit diesem fantastischen Sound das ein oder andere Konzert (nicht nur zu Ehren seines Vaters) zu spielen. Momentan schliesst er dies nämlich (noch) aus.