BlauBlau Records / VÖ: 2. Dezember 2022 / Experimental
horalunga.fyi
Text: Michael Bohli
Dass es nicht nur an deinem Kopf liegt, dass die Töne rauschen und die Strukturen zu einem Irrgarten anwachsen, dafür sorgen eine Vielzahl an Musiker:innen. «Wirren» trägt den Namen von Hora Lunga auf dem Cover, wurde aber mit tatkräftiger Unterstützung bekannter Figuren aus den musikalischen Szenen der Schweiz erschaffen. Der verstorbene Valentin Baumgartner an der Gitarre etwa, oder Gina Été, Rea Dubach und Réka Csiszér am Mikrofon, Nicolas Stocker am Schlagzeug und viele weitere. Ursprünglich in der Gessnerallee aufgeführt, sind die vier langen Tracks Kammermusik für die experimentellen Stunden.
Aufbau und Form wagen den Schritt neben die vielbefahrene Spur, wie bei einem Orchester fügen sich die Instrumente langsam zu einer Gesamtheit zusammen und laben sich bei «Wirren 1 & 2» an der Ewigkeit, der Stille und der Mystik. Drone und Neoklassik, Post-Rock und Avantgarde – Hora Lunga bringt alles auf eine aufregende Weise zusammen und schreckt mit seinen Musiker:innen nicht vor den abstrakten und dissonanten Stellen zurück. Der zweite Track flirrt in der Luft, die Spannung wird immer weiter gesteigert, bis sich unter der Leitung der Perkussion alles in einem lauten Getose aufbäumt.
Vom Album «New Age Music, Vol. I» ist das ein ganze Stück entfernt, zeugt aber in gleichem Masse von Können und Forschergeist. Wenn man beim kurzen und siebten Teil von «Wirren» angelangt ist, ist das Abenteuer nicht nur durchlebt, sondern die Faszination noch grösser als zuvor. Eine Stunde Musik von Hora Lunga, für die Vorstellungsräume, die Fantasie, die harte Realität und alle Zwischenebenen.