Mouthwatering Records / VÖ: 30. September 2022 / Alternative Pop
kejnu.com
Text: Michael Bohli
In acht Jahren vergisst man so einiges, Nuél Schoch ist seit 2014 und der Veröffentlichung von «Centillion» die Fähigkeit des emotionalen Songwriting glücklicherweise nicht abhandengekommen. Veränderungen gab es trotzdem, etwa, dass Kejnu aus Zürich Vater geworden ist. Das zeigt sich in der furchtlosen Herangehensweise an die Lieder, an den wunderbaren Melodien und die Lust am Entdecken. Ganz ohne Melancholie funktioniert «Utter Delight» aber nicht.
Wieso sollte es auch so sein, sind die Kompositionen von Kejnu immer dann am besten, wenn das Herz komplett umfasst wird. Der Gesang ist oft in Hall gebettet, die Lieder schreiten ohne Hast voran und die Gitarren lassen die Sterne blinken. «Photons» als Initialzündung, «I Dwell In My Delusions» der Ausbruch in Richtung Indie-Rock, «Apeland» das entzückende Spiel von Bass und Takt. Wie Lichtblicke wirken einige Refrains oder Klangfiguren, immer wieder öffnet sich der Raum und die vollendet klingende Produktion ist der gewünschte Mantel.
Das geht so weit, dass die Wärme des Pianos bei «Portal» zu Tränen rührt, dass Vergleiche mit Radiohead durch den Kopf schwirren und man die Sekunden von «Wild Animal At Heart» euphorisch erklimmt. Vieles dient dazu, einen genüsslichen Abend auf dem eigenen Sofa zu verbringen und sich den Songs komplett hinzugeben. «Utter Delight» ist ein Album voller Schätze und eine fulminante Rückkehr für Kejnu.