Hallow Ground / VÖ: 23. September 2022 / Ambient, Drone
siavashamini.com
Text: Michael Bohli
Mal klingt es wie in einem digitalen Ameisenhaufen, dann wieder ziehen die Sounds durch den Raum wie ein extraterrestrischer Notruf («A Quiet Glow»). Wer hätte gedacht, dass die Verbindung von Ambient und Poesie solch harsche und aufwühlende Tracks hervorbringen würde. Dass sich Siavash Amini selten nur in den schönen Seiten des Drone aufhält, sollte klar sein. Die Zusammenarbeit mit Autor Eugene Thacker bringt auf «Songs for Sad Poets» aber Überraschungen zu Tage.
Ist es die Sonne im Dunst, die auf dem Cover zu sehen ist, oder der Mond in einer grauen Nacht? «Songs for Sad Poets» bietet mit acht langen Stücken Musik für die Zwischenwelten, die unscharfe Wahrnehmung. Man lässt sich von den Klängen leiten, erkundet die Ecken und findet neues Leben in den Synthesizerspuren von Siavash Amini. Dies alles dient aber nicht bloss dazu, die Texte von Eugene Thacker zu begleiten, sondern erzeugt eine Koexistenz. Diese wird durch die Hörerschaft erzeugt, liefert das Album die Gedichte nur in Textform mit.
Worte und Töne in Gegenseitiger Anspannung, in der Wechselwirkung. Die Energie von «Songs for Sad Poets» überträgt sich auf das Blatt, die Buchstaben formen die Drones um, die Rhythmen inspirieren sich gegenseitig. Siavash Amini und Eugene Thacker haben ein Werk geschaffen, das betört, reizt und auch mit lauten Passagen aufwühlt. Auch wenn kein Interesse für Lyrik vorhanden ist, machen die Tracks viel Freude.