Eklat Tonträger / VÖ: 29. April 2022 / Wave Pop
miamorgan.de
Text: Michael Bohli
Trotz Hippie-esk anmutendem Covermotiv und universell wirkenden Inhalten hat sich Mia Morgan mit ihrem ersten Album nicht komplett von der Gothic- und Horrorthematik entfernt. Die Platte wird melodisch klingend und fröhlich wirkend mit «Jennifer Check» eröffnet – benannt nach der Hauptperson aus dem Film «Jennifer’s Body» und Verweisen auf den Giallo-Klassiker «Suspiria» im Text. Grusel als Verstärker der herrschenden Ungleichheiten, als Katalysator des persönlichen Traumas, auf «Fleisch» lauern viele Abgründe.
Das Songwriting und die Inszenierung der Popmusik ist mit NDW, Schlager und Wave angereichert, viele Stücke auf der Platte lassen sich innert kurzer Zeit mitsingen und an die eigene Jugend denken. «Teenager» etwa klingt wie aus dem Nachmittagsprogramm im Privatfernsehen, «Blond» ist die nachdenkliche Indie-Reflektion. Mia Morgan greift viele Schwierigkeiten aus ihrem Leben auf, sexuelle Unterdrückung, Selbstzweifel, von der Gesellschaft auferlegte Normen. «Schönere Frauen» ist die Befreiung mit Kirmes-Synthesizer, das Titelstück voller düsterer Wolken und Hall.
Was bei der EP «Gruftpop» noch mit Theatralik und Augenzwinkern passierte, ist bei der Musikerin zu einer ernsten und eindringlichen Betrachtung des Daseins geworden. «Segen» steht im Zentrum dieser Wandlung, darum herum bleibt es klanglich oft kitschig. Diese Form ist aber perfekt gewählt und fügt sich gut in die digitale und verspielte Wahrnehmung der heutigen Zeit ein, Mia Morgan hilft von Innen mit ihren Gedanken und dem Gesang. Weg vom Smartphone, hin zur Wiese, mit Freund:innen, die bestärken und nicht Energie saugen.