Virgin Music / VÖ: 1. April 2022 / Synthwave
carpenterbrut.com
Text: Michael Bohli
Erst mit dem zweiten Teil in eine Trilogie einzusteigen ist bei Filmen meist ein schwieriges Unterfangen, zu viel Vorwissen bleibt auf der Strecke. In der Musik lässt sich das mit dem Fokus auf die Klänge aber ohne Probleme beheben, wie etwa der rabiate Genuss von «Leather Terror». Der Synthwave-Meister Carpenter Brut ist mit der Fortsetzung zum Debüt «Leather Teeth» zurückgekehrt und hat in der Geschichte um Bret Halford einige Schrauben angezogen.
Nach dem epischen «Opening Title», das die starke Verbindung von Carpenter Brut zur Kunstform Genre-Film noch stärker in den Vordergrund rückt, werden die lauten und wilden Sounds ausgegraben. «Straight Outta Hell» ist ein prügelndes Lied voller Schlagzeugattacken und hart verzerrten Synthesizer-Klingen. Wie auf dem Highway braust das instrumentale Stück davon, das Adrenalin wird ausgeschüttet. Diese direkte und aufdringliche Art macht viel vom Synthwave-Spass aus, ab «The Widow Maker» erhält «Leather Terror» dank den Gaststimmen immer wieder neue Färbungen und Ausdrucksweisen.
Diese Lieder gefallen am besten, ob es das grosse «Imaginary Fire» ist oder das Disco-Geglitzer bei «Lipstick Masquerade», man fühlt sich von den Gesängen gefesselt. Und wer sogar Ulver auf seine Platte locken kann («…Good Night, Goodbye»), der hat einiges richtig gemacht. Carpenter Brut hat seine Musik mit diesem zweiten Album noch wilder und blutiger werden lassen, die Erzählung driftet weiter in Richtung Wahnsinn und Achtziger-Horror ab. Wenn das so weitergeht, wird der abschliessende Teil ein brachiales Meisterwerk.