Kscope / VÖ: 25. Februar 2022 / Electronica
tangerinedreammusic.com
Text: Michael Bohli
Es blubbern wieder die Synthesizer, es tanzen wieder die Sequencer. Das Kollektiv Tangerine Dream ist in der aktuellen Besetzung mit Thorsten Quaeschning, Hoshiko Yamane und Paul Frick in die neue Phase eingetreten und spinnt die auf der EP «Probe 6—8» begonnen Ideen fort. Der Geist von Edgar Froese schwebt nie weit von den Kompositionen entfernt durch die Lüfte, «Raum» erstellt Verbindungen zwischen der dunklen Unendlichkeit und der fassbaren Welt, auf der wir uns bewegen. Auch wenn viele Sounds bekannt nachhallen, hat die Gruppe für das neue Werk nicht bloss die alten Scheiben kopiert.
Diese Herangehensweise an das Erbe von Tangerine Dream, sowie die mögliche Zukunft, war 2017 mit «Quantum Gate» bereits zu erleben. An diesem Grundsatz hat das Trio nichts geändert, die krautige und spurenweise kitschige Electronica tänzelt ungezwungen durch den «Raum» und findet in den Takten und Wiederholungen den Gefallen an der Ewigkeit. «Continuum» wirkt in diesem Kontext fast zu modern, der Rhythmus könnte auch bei einem Indie-Song eingebaut werden. Lange in den Sounds liegend und sich zwischen analogen und digitalen Strömungen windend «In 256 Zeichen».
Diese Komposition und das leicht entrückte «You’re Always On Time» stimmen langjährige Begleiter:innen von Tangerine Dream zufrieden, das Titelstück untersucht die DNS von Jean-Michel Jarre. Das Rad wird mit der Musik auf «Raum» keinesfalls neu erfunden, das hat die Gruppe auch nicht nötig. Die Legende hinter dem Electronica-Namen wird gekonnt weitergeführt, die Reise in die Zukunft findet statt.