Ninja Tune / VÖ: 4. Februar 2022 / Alternative, Post-Rock
blackcountrynewroad.com
Text: Michael Bohli
Ein Jahr ist vergangen, seit «For The First Time» erschienen ist und auch bei uns viel Begeisterung ausgelöst hat. Der Band wurde Genialität unterstellt, mit «Ants From Up There» legen Black Country, New Road nach, um diese Behauptung zu unterstreichen. Der Sound wurde von den Musiker:innen aus England weiterentwickelt und gleichzeitig im Detail verfeinert. Das Amalgam aus Post-Rock, Folk, Noise, etwas Jazz, dazu Klezmer und nur knapp gezähmtem Chaos ist berauschend geblieben, die Platte im Format grösser als das letztjährige Debüt.
In jedem Lied auf «Ants From Up There» passiert viel, stetig wandeln sich Struktur, Melodie oder Rhythmus. Darüber der emotionale Gesang, die Bläser und Streicher, fast wagen Black Country, New Road zu viel. Es ist aber dem sattelfesten Songwriting zu verdanken, dass man sich in der Masse an Musik nie verloren fühlt und in den ruhigen Passagen die nötige Kraft für die sehnsüchtigen und manchmal auch verzweifelten Ausbrüche sammeln kann. «Good Will Hunting» bietet dies, «The Place Where He Inserted the Blade» ist ausdrucksstark, leidend und euphorisch.
Als ob dies alles nicht bereits genug wäre, sparen sich Black Country, New Road ihr längstes Lied für den Schluss auf, «Basketball Shoes» ist eine zwölf Minuten lange Suite, ein Song im Format der Klassik. Da wirkt «Chaos Space Marine» als Beginn hyperaktiv, ohne vor den Kopf zu stossen. «Ants From Up There» lässt viele andere Bands wirklich wie kleine Insekten aussehen und schafft es, die organische Atmosphäre in jedem Takt beizubehalten. Mehr als beeindruckend.