Blaublau Records / VÖ: 21. Januar 2022 / Punk, Lo-Fi
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Text: Michael Bohli
Wer mit einem solchen Albumtitel um sich werfen kann, der muss nicht mehr viel beweisen – meine Liebe fliegt dem Album direkt zu. Glücklicherweise kann Daif auf «alles was mir hend wölle isch alles (und alles was mir becho hend isch chalt)» nicht nur mit Worten überzeugen, sondern mit seiner rauen, direkten und unpolierten Art, Punk mit Hip-Hop, Lo-Fi und elektronischem Trash zu verkleben. Das rumpelt in Stücken wie «i freu mi würklich für di» so, wie es Moby in den letzten Jahren auch gemacht hat. Autotune und am PC verzerrte Klänge, Synthesizer über polternden Drummachines.
Während wir nach allem lechzen und nur depressive Wintertage erhalten haben, spielt uns Daif mit ehrlichen Emotionen, reizvollem Sarkasmus und ungeschönten Träumereien an die Wand. Scheiss auf das asoziale Gehabe und die Freiheitsschreier, die elektronische Gitarre sägt sich durch all diesen Wahnsinn und serviert knackige Songs voller Tempo, Krach und Melodie. Blechern und schief startet «I wött neui Lieder», solche erhält man auf dieser Platte. Zwölf an der Zahl, jedes ein verstossener Hit. Brutal direkt mit «ficked eu alli», romantisch zappelnd «E Wald sii».
Das beste an der neuen Platte von Daif ist nicht, dass sie all diese Stimmungen und Stilrichtungen zusammenbringt, sondern unseren Blick auf die Welt wieder richtet. «chum mir sprayed üsi näme ad europaallee» ruft zum Protest auf, zum Leben ohne Konsumationswahn und mit geöffnetem Herzen. So verhindern wir die Wiederholung von «es jahr lang truurig gsi», lieben wieder Glitches und Fehler, umarmen den Musikkrawall. Egal wie laut und ungestüm es auf dieser Platte wird, kritischer und ehrlicher wird 2022 wohl niemand komponieren.