BlauBlau Records / VÖ: 8. Dezember 2021 / Electronica
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Text: Michael Bohli
In den aktuell herrschenden Strömungen der Luzerner Musikszene sind Komplexitäten und scharfe Kanten gern gesehene Gäste. Der Jazz darf umhergeistern, eine neue Generation nimmt sich klassischen Stilrichtungen an. Als Mitglied von Film 2 kennt sich Elischa Heller mit solchen Gedanken aus, für sein Solowerk «Unsere Kanten sind aus Samt» wurden der Lärm und die verrückten Wechsel aber nicht mit handgemachten Sounds akzentuiert, sondern elektronisch verführt. Fünf Tracks mit jeweils vier Buchstaben im Namen, summiert zu 20 Minuten Musik – ein frisches Auftreten.
Was passiert, wenn sich Gegenteile bewahrheiten? «Unsere Kanten sind aus Samt» versucht dies mit dem Namen und den Songs zu erklären. Elischa Heller ist als Figur mit seiner Musik verletzlich und introvertiert, zur gleichen Zeit Dirigent der Eruptionen und harschen Veränderungen. Drones und Rauschen beenden bei «Yade» die Veröffentlichung, «Luna» beginnt sie mit Glitches, Leerstellen und Noise. Alles ist zu erwarten, nichts wirkt wie zuvor. Besonders dann, wenn der Künstler urplötzlich Beats in seinen Kompositionen zulässt.
Es ist die unsichere Fragilität, welche die EP reizvoll macht und die Menschlichkeit in den synthetischen Sounds hervorbringt. Die Stimme von Elischa Heller als offerierte Zuneigung, moderne Popwirkung mit «Levi», melancholische Tanzschritte zu «Uma», Samples und organisches Knistern bei «Myla». «Unsere Kanten sind aus Samt» ist eine Scheibe, die mich sehr beeindruckt und den Jahreswechsel mit all seinen Stimmungen gut abbildet.