Kapitän Platte / VÖ: 12. November 2021 / Indie Rock
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Text: Michael Bohli
Palila spielen Musik für Menschen, die mehr als nur eine Schallplatte zuhause rumstehen haben. Gemäss dem Titel ihrer letzten EP «Tomorrow I’ll Come Visit You And Return Your Records», wird bei dieser Gitarrenmusik tiefer gegraben und ein gewisses Slackertum zugelassen. «Rock’n’Roll Sadness» ist Neunzigerjahre-Geschrammel, verrauschte Melodienführung und stets von Erinnerungen an Gruppe damaliger Zeiten begleitet. Das Trio legt ein Debütalbum vor, das mit zwölf Liedern wunderbar ins Ohr geht – nur über das Covermotiv lässt sich streiten.
Aber wir machen hier keinen Affen, «Rock’n’Roll Sadness» ist leicht melancholisch gehalten und versteckt sich lieber hinter Wänden aus Gitarrenspuren und Verzerrungen, als alle Intimitäten sofort zu offenbaren. Palila agieren mit viel Herz und üben einen ähnlichen Sound wie Neil Young aus (auch der Gesang von Matthias Schwettmann erinnert an diesen), «Swim or Drown» zieht das Tempo an, bevor «Brother Sister» die Gedanken zu ordnen versucht. Ehrlich und ohne Überproduktion gibt es rockige Nummern und balladesk angehauchte Stücke, in diese Musik kann man ohne Probleme eintauchen.
Schlagzeug und Bass hätten zwar etwas mehr Volumen vertragen, Palila besitzen aber so viel Charme, dass man ihnen diesen Umstand gerne verzeiht. «Easy on the Drinks» als Lebensweisheit, «Rock’n’Roll Sadness» als neue Lieblingsplatte für Liebhaber:innen von Musikern wie J Mascis. Die Lieder begleiten alle Momente des Tages und sind klare Resultate von drei Männern, die in ihrem Leben schon so manche Scheibe aufgelegt und Show besucht haben.