Staatsakt / VÖ: 8. Oktober 2021 / Indie, Alternative
isolationberlin.de
Text: Michael Bohli
Mit dem Debütalbum «Und aus den Wolken tropft die Zeit» stellten Isolation Berlin klar: Bei ihnen sind Texte und Klänge gleichwertig, die Aufmerksamkeit ist allen Elementen zu widmen. Sänger und Frontmann Tobias Bamborschke sorgt dafür und stellt auf «Geheimnis» seine Fähigkeiten unter Beweis. «(Ich will so sein wie) Nina Hagen» und «Ich hasse Fußballspielen» bieten Titel und Texte mit wunderbaren Sätzen, da irritiert es fast, wie zurückhaltend sich die Musik präsentiert. Ein sanfter Umgang mit den Klängen war auf «Vergifte dich» festzustellen, jetzt halten sich die Mannen mehr zurück.
Das resultiert in feingliedrigen Kompositionen, in welchen laut aufgedrehte Gitarren mit viel Hall ein mächtiges Gewicht erhalten, gleichzeitig die Strophen vor allem unterstreichen. Isolation Berlin picken sich aus Deutschrock, Alternative und Punk diverse Ideen heraus, lassen es mal schmissig werden («Private Probleme») und geniessen die Prosa und Poesie im entspannten Indie. Viel Luft und freie Fläche findet man in den elf Liedern, das lässt Gedankengänge und Fantasien zu. Dabei stösst man immer wieder auf Phrasen und Stichwörtern, die aufhorchen lassen.
Meint es Bamborschke wirklich so, oder spielt er zu gerne mit den Bildern und Rollen? Als Autor von «Schmetterling im Winter» untersuchte er diese Seiten, bei Isolation Berlin sorgt er für prägnante Songtexte und Hooklines in Wortform. Ob Geschichte in der Spelunke («Enfant terrible») oder intimes Sinnieren («Von einem der hier sitzt und Bleistifte spitzt»), auf «Geheimnis» wird in das Innenleben von Menschen geschaut und emotional dargestellt. Musik mit grossem Volumen und intelligenter Herangehensweise, erwachsen könnte man sagen.