b-Seite Magazin #2
Umfang: 90 Seiten
Website: bseite-magazin.de
Mit Anfang 20 ein Printmagazin zu erdenken und auf den Markt zu bringen, ist eines dieser Projekte, die vorschnell als scheiternde Unterfangen verurteilt werden. Dabei ist es simpel: Man nehme seine Leidenschaft, im Falle von Lea Reich und Sara Wess wären dies Medien, Design und Musik, packe alles zusammen in einen metaphorischen Mixer und erhalte ein wunderbares Fanzine mit höherem Anspruch. b-Seite heisst das Heft und darf seit Frühjahr 2021 bereits zum zweiten Mal genossen werden.
Die beiden Frauen wollten mit b-Seite kein weiteres Magazin voller Plattenkritiken, Interviews über die komplexen Pandemiezeiten und überheblichem Journalismus kreieren. Nummer zwei ist eine Wundertüte für Fans, die sich tiefer mit dem Gebiet der kontemporären Musik beschäftigen wollen, ohne prätentiösen Journalisten zuhören zu müssen. Wenn Sara und Lea über BLOND, The Screenshots oder das ehemalige Kosmonaut Festival berichten, geschieht dies mit dem nötigen Glitzern in den Augen und den laut klopfenden Herzen. Illustrationen und Fotografien begleiten die Texte auf aufgeräumten und ansprechenden Seiten, Format und Papier befriedigen die haptischen Ansprüche.
Aus Hamburg in die weite Welt, mit b-Seite gelingt dies nicht nur auf angenehm fröhliche und persönliche Weise, sondern voller Leidenschaft und jugendlicher Zuversicht. Kein Corona, kein ewiges Wiederkäuen alter Klassiker, sondern die Möglichkeit, auch jungen Menschen einen frischen Zugang zum unendlichen Kosmos der Musik zu bieten. Ein Herzensprojekt, das dazugehörige Playlists bietet, eine Postkarte beinhaltet und auch schwierige Fragen nicht scheut.
Zwar dürften gewisse Texte und Interviews etwas mehr in die Tiefe gehen und leider hat man das Heft zu schnell durchgelesen, die Freude überwiegt am Schluss aber klar. 700 Stück wurden gedruckt, die dritte Ausgabe kommt, wann sie fertig ist. b-Seite hat es verdient, von euch und eurem Freundeskreis gelesen zu werden.
Text: Michael Bohli