-OUS / VÖ: 9. Juli 2021 / Experimental
juliansartorius.com
Text: Michael Bohli
Kommen wir zu etwas technischem: „Locked Grooves“ ist nicht bloss ein neues Album von Schlagzeuger und Klangforscher Julian Sartorius, sondern eine Fundgrube für Bastelwütige, Trommler*innen und Produzent*innen. 112 Endlosschlaufen, gefangene Rillen auf dem Vinyl, je nach Versuch fällt die Nadel in einen anderen Rhythmus und nimmt mit Schlagzeugfiguren gefangen. Die Loops mit einer eigentlichen Spielzeit von 1,8 Sekunden entfalten eine unendliche Wirkung und lassen die technischen Hintergründe vergessen.
Digital erhält man die Versuche und ins letzte Detail ausgetüftelten Grooves als jeweils eine Minute andauernde Tracks, somit die Möglichkeit, tiefer in die Materie einzutauchen und das Schaffen von Julian Sartorius in einen neuen Kontext zu setzen. Man könnte daraus Tracks bauen und im perkussiven Himmel versinken, oder sich die „Locked Grooves“ als Ansporn für das eigene Üben nehmen. Wer sich die Platte als „normale Musik“ gönnen möchte, der könnte über die Aufnahmen stolpern.
Fast zwei Stunden lang oder zufällig und für eine lange Zeit bei der Vinylausgabe in das musikalische Treiben einzutauchen, passiert bei „Locked Grooves“ eher weniger. Neugierig pickt man sich einzelne Grooves heraus, staunt über das feine und vielseitige Schlagzeugspiel, mal im kontrollierten Chaos, dann wieder in der entspannten Gangart. Es poltert, es rumpelt, es verwirrt und zieht in den Bann. Experiment, Kunst und Musik, Julian Sartorius bringt die Ebenen zusammen und reizt das haptische Medium aus.