Radicalis / VÖ: 19. Februar 2021 / Electro, Synthie Pop
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Text: Sebastian Leiggener
Aller Anfänge sind … durchdringend klar – scheinend – zärtlich karg – lieblich technisch – elektrisch träumend – prächtig. „You“ ist ein Anfänger für die Anfänge, welches die Debütantin Amoa aus Basel schenkt. Treffend eingesetzte Elektronik in Form von Synths prallen auf klare Beats, wo nötig und einen Grundstream, der sich durch jeden einzelnen Song legt und lebt. Nebenbei wird auf leisen Sohlen der Trip-Hop nur angedeutet zurückgebracht.
So entstehen hypnotische Momente, die schmachtend versinken lassen. Tarierend wie ein Taucher durch die Klänge schwebend, hinein in diese ElektroTraumWelt. Aber zuallererst sind an aller Anfang die Anfänge, die grazil in Szene gesetzt werden. So beginnt jedes der elf Teilchen einzigartig. Das eingängige „Hell“ startet mit Beats aus Herzschlägen im Minimalismus aufgehend. Bei „Back“ horche ich auf, ob dem schwebenden elektronischen Klangteppich, welcher im zarten Trip-Hop mündet. „Modes“ fällt im rauen Echo dahin, bevor der Sprechgesang einlullt und wieder tauchen lässt. Den nächsten Anfang dominieren Snarewirbel. Sie ziehen sich kraftvoll durch elektrische Leeren. „Running“ wirkt dadurch nicht nur im Titel etwas hektisch. Aber es ist jene Hektik eines Traumrennens und nicht Vorwärtskommens – nur ohne Angst.
„Silver“ dominiert eine fragende Stimme, deren Fragezeichen abrupt übergehen in feine Gesänge, nur von wenig Instrumentalem gehalten. Fast schon tragisch. Der Drift folgt gleich im kommenden „All“ – meinem Liebsten. Dieser Anfang ist körperlich, muss auch physisch gespürt sein. Die Hülle vollführt Wellen. Eine Melancholie die Zuversicht versprüht. In deren Ende du dich wirklich im „All“ wähnst, durchstrahlt und leuchtend von elektronischen Teilchen. Dumpfig der erste Auftritt von „Close To Relate“. Zerbrechlich sein Inhalt, welcher zersplittert seine klare Schönheit präsentiert.
So zieht es sich weiter – immer wieder verwischen die Grenzen um in einem neuen Anfang wieder klar aufzugehen, bevor diese Anfänge spätestens bei „Kind“ und dem instrumentalen, sehr freundlich gesonnenen „Living In A Motor City“ gleich bis zum Ende währen. Am Anfang ein Album für die Anfänge, das Stück für Stück und im tiefenentspannten Genuss, schliesslich in allerlei Zwischenräumen und elektrischen Welten, in Surren und Summen und surrealen „BeginnEnden“ mündet.
Die Anfänge aber, sie müssen laut gehört werden – es ist schliesslich schon sonst genügend leise dieser Tage.