Endless Process / VÖ: 4. Februar 2021 / Electronica
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Text: Michael Bohli
Als „post-clubbing album“ wird „The Rebirth Of Wonky“ im Beipackzettel betitelt und trifft damit nicht nur den aktuellen Zustand unserer Kulturwelt, sondern den Kern der Klänge sehr gut. Produzent und Tüftler Cristian Vogel war in seiner Karriere noch ein einer, der sich auf die simplen Instinkte berief, sondern die elektronische Musik komplex und intelligent strukturierte. So auch bei seinem 25. Album, erdacht und aufgenommen in den isolierten Monaten März bis Oktober 2020, als Beginn einer neuen Zeit.
„When You Can’t Go Clubbing Anymore And Have To Dance With Oaks“ heisst der erste Track und lässt die Sehnsucht nach dunklen Räumen und lauten Bässen noch einmal wach werden, bevor Cristian Vogel die Klangschichten auftrennt und mit Leerräumen und Ambient-Flächen zu arbeiten beginnt. Am besten ist „The Rebirth Of Wonky“ aber immer dann, wenn sich perkussiven Ebenen versetzt begegnen, krumme Takte fabrizieren und die Synapsen im Gehirn aufleuchten lassen. „The All Clear“ und „Peace La Roche“ nutzen solche Wirkungen, „Ici Le Fantôme C’est Moi“ ist mit dunkler Stimmung, Lärm und viel Hall der Abstieg in die unsichere Umgebung.
Electronica mit IDM und Techno-Erinnerungen, komplex konstruierte Kompositionen und unterschiedlich gefärbte Sounds: Cristian Vogel weiss Jahre nach seinem letzten Studiowerk immer noch zu verzücken und zu überraschen. „Acido Amigo“ ist abgefahren und nervös, „Thuja“ ein Raum voller umherspringender Glaskugeln. Was auf dieser Scheibe zum Tanzen einlädt, wird gleichermassen von Experimenten und Komplexität wieder auf den Boden gerissen. Das verhindert Stillstand und Langeweile – egal wo man sich befindet.