Radicalis / VÖ: 20. November 2020 / Neoklassik, Electronica
neuhaus-music.com
Text: Michael Bohli
Gesampelte Claps und ein knarrender Synthesizer eröffnen „Scapes & Spaces Volume 2“, bevor Violone und Kontrabass die Loops ausfädeln und die natürliche Wärme in das Album lassen. Jetzt ist klar: Neuhaus will keine kalte Tanzmusik, er will harmonische Lieder im Bereich der Neoklassik. Eine moderne Herangehensweise, die sich vor den technischen Möglichkeiten nicht scheut und bei „Dizzly“ und anderen Kompositionen an Tobias Preisig oder Nils Frahm denken lässt.
Viele Lieder von „Scapes & Spaces Volume 2“ präsentierte Neuhaus bereits als Singles, jetzt aber lässt sich die komplette Mahlzeit als Album geniessen. Über 70 Minuten Musik serviert uns Yves Neuhaus mit seinem neuen Soloprojekt, ohne das Geschehen unnötig in die Länge zu ziehen. Seine Fähigkeiten an der Violine lassen Träume und Wünsche bei den Hörer*innen entstehen („Maze“), das Instrumente steht für sich, wie bei „Solun“, oder geniesst die Gesellschaft der Beats und Effekte. So bleibt die Angelegenheit immer spannend, Experimente und Stimmungswechsel sind möglich.
Mit gewisser Exotik wird gespielt („Treibholz“), rechnerische Präzision trifft auf die menschliche Weichheit („Little Nemo“). Wer sich daran erfreuen kann, wenn klassische Instrumente von Drumcomputer und Electronica begleitet werden, der wird an „Scapes & Spaces Volume 2“ seine wahre Freude haben. Neuhaus bietet Musik, die ehrlich, offen und gefühlvoll ist. Mal melancholisch, dann wieder als helles Licht.