Hummus Records / VÖ: 30. Oktober 2020 / Lo-Fi, Folk
louisjucker.ch
Text: Michael Bohli
Falsch ist es niemals, wenn Louis Jucker neue Musik veröffentlicht. Das passierte in den letzten Jahren zwar einige Male und in diversen Inkarnationen, auf seine Person beschränkt war es mit „Kråkeslottet [The Crow’s Castle]“ das bisherig letzte Mal. „Something Went Wrong“ ändert diesem Umstand mit zehn neuen Liedern zwischen Lo-Fi-Liebe und rauer Rockmusik. Immer klar im Jucker-Kosmos zu verorten, leicht verschroben und im Folk verwurzelt. Die Platte fungiert als klingendes Selbstportrait und beschäftigt sich mit der Person hinter den Songs, hinter den Instrumenten.
Was bei anderen Figuren aus der Musikszene zu einem eher schwierigen Zustand voller Hybris ausarten könnte, das läuft beim Künstler aus La Chaux-de-Fonds niemals Gefahr anzubiedern. Die Kompositionen auf „Something Went Wrong“ sind gewohnt fragil und ehrlich, auf wenige Spuren beschränkt und immer kurz vor dem Zerfall. „To The Origin“ nimmt das Ende und verknüpft es zärtlich mit dem Ursprung von Louis Jucker, „31 Years of Waiting for This“ ist der Versuch, mit dem Älterwerden Frieden zu schliessen. Dazu reichen Gitarren und Gesang meist aus, ein paar Samples und leichtes Rauschen.
Nur bei „The Dam“ wird das Schlagzeug wichtig, die Gitarren strenger. Louis Jucker spielt mit Steven Doutaz an den Trommeln ein Stück, das an Emilie Zoé erinnert und sich angenehm von der restlichen Ruhe abhebt. „I Hate to Hurt the Hearts I Eat“ und Konsorten laden zum Genuss und Nachdenken ein, zur Selbstreflektion. Ein zurückhaltendes Album voller schöner Momente, leichten Melodien und willkommener Stimmung also. Ein weiteres Mal hat Jucker seine Vielfalt und sein Talent bewiesen und wischt jegliche Fehler in seinem Leben beiseite.