Crazysane Records / VÖ: 4. September 2020 / Krautrock, Lo-Fi
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Text: Michael Bohli
Weh tut die Musik von Aua nicht, der Name des Duos darf eher als erstaunter Laut gelesen werden. „I Don’t Want It Darker“ ist weder brutal noch aggressiv, sondern eine Scheibe mit spannenden Gegensätzen und einer experimentierlustigen Grundstimmung. Krautrock der Neuzeit, ohne im Haschischnebel zu versinken, dafür mit Pop- und Lo-Fi-Blühten und mitreissenden Rhythmen. „Friedo“ erinnert mit dem Theremin und der entspannten Gangart an Portishead oder Beak>, der Titelsong macht mit diesen Reminiszenzen gleich weiter. Keine schlechte Basis für die erste Platte.
Henrik Eichmann und Fabian Bremer leiten ihre Stücke durch einen dichten Wald an Synthesizern und Schlagzeugtrommeln, darüber legt sich der dumpf verfremdete Gesang und eine Atmosphäre, die „I Don’t Want It Darker“ wie in Watte packt. Niemals wird man von der Musik zu einer Handlung gedrängt, die sich ungut anfühlt. „Coke Diet“ tänzelt mit Egopusher, wird dürfen aber auch einfach zusehen. Was die Lieder von Aua bieten, das kann sehr wohl untersucht werden, an Faszination verlieren die Kompositionen nicht. Siehe „The Energy Vampire“ oder „Umami Karoshi“.
Wem es trotz allen Massnahmen doch etwas zu wild wird, den laden Aua in der Mitte des Albums zu einer kurzen Pause mit der Surfgitarre ein. „No Treatment“ holt sich den Folk ans Lagerfeuer, weiss aber genau, dass hinter den Schatten der Bewegungsgeist lauert. Der wird „I Don’t Want It Darker“ erneut bald an sich reissen. Ein Achtziger-SF-Wink mit „Glowing One“ und danach reitet man wieder davon, in den Sonnenaufgang.