Grönland / VÖ: 31. Juli 2020 / Pop, Indie
oehlmusic.com
Text: Michael Bohli
Eine Parallelwelt, die nie komplett der Wirklichkeit entspricht, nicht zu erreichen ist. Zwar sieht man die scheinbare Realität, trotzdem ist alles anders. „Im Spiegel“ spielt nicht nur beim Titel mit diesem Kontrast, sondern hat sich eine Notsituation auf bestmögliche Weise zu eigen gemacht. Ursprünglich auf dem Debütalbum „Über Nacht“ von Oehl enthalten, hat das isländisch-österreichische Duo sechs Poplieder neu interpretieren lassen. Von Freunden und Bekannten, von kreativen Leuten aus aller Welt. Anstelle Liveauftritte gibt es nun also Neubetrachtungen.
Los geht die Spiegelung der Musik mit Culk, „Tausend Formen“ intoniert Sophie Löw am Mikrofon herrlich emotional und lässt die Wiener Szene weit leuchten. Neu aufgenommen und mit düsteren Gitarren versehen, dieses Stück lässt Oehl dramatisch erscheinen. Bereits „Anlegen“ von CHILDREN erlaubt sich mehr Luft und Eingängigkeit, Brynja sorgt für Exotik bei „Auðn (Neue Wildnis)“. Jedes Lied erhielt eine neue Identität, ohne komplett verändert zu werden. So wechseln bei «Im Spiegel» die Stimmungen, ein Grundgefühl ist aber immer herauszuspüren.
Wenn man „Keramik“ von Mira Lou Kovacs alleinig und intim geniesst, dann ist man am gegenteiligen Ende des Spektrums von „Tausend Formen“ angelangt, hat eine Reise hinter sich. Pop, Singer-Songwriter und Indie, diverse Facetten von Oehl werden neu betont und lassen uns für eine kurze Zeit zumindest die Konzerte weniger stark vermissen.