Radicalis / VÖ: 22. März 2019 / Black Metal, Blues, Gospel
zealandardor.com
Text: Michael Bohli
Sie werden nicht viel sagen während dem Konzert, so wendet sich Bandleader Manuel Gagneux nach über einer halben Stunde an das Publikum. Das spielt aber keine Rolle, wissen Zeal And Ardor schliesslich mehr als gut mit ihrer Musik zu überzeugen. Was 2016 mit einer ersten EP begann, das verbreitete sich schneller als das Höllenfeuer über die gesamte Welt: Black Metal, gemischt mit den Strukturen und Ausdrucksweisen von Gospel und Blues – vernichtend und direkt. Mit dem ersten Album „Stranger Fruit“ bewies der Künstler aus Basel, dass diese Neukreation bei weitem keine Eintagsfliege war, sondern ein unsterblicher Dämon der Unterwelt. Mit „Live In London“ lässt sich dies nun anhand einer Konzertaufzeichnung nachverfolgen.
Wobei das Gefühl des Auftrittes im Electric Ballroom in London nicht immer sehr präsent ist. Das Publikum ist zwischen den Liedern zwar zu hören, die Band aber klar in den Vordergrund gemischt. Die Wucht, welche Zeal And Ardor mit ihrem Spiel hier aufbauen, ist extrem und brutal. „Blood In The River“ vernichtet alle Mauern und Schutzzonen, „We Never Fall“ beginnt sanft mit einer Gitarre, um am Ende in bestialischem Doublebass zu versinken. Ja, es tut der Musik mehr als gut, wird sie von einer sechsköpfigen Band gespielt. Unheimlich, lauernd und bedrohlich – die Geister der Vergangenheit haben sich mit den heutigen Monstern zusammengeschlossen.
Dass sich Gagneux selten an das Londoner Publikum wendet, dass diese Aufnahmen von allen Konzerten der Tour 2018 stammen könnte – belanglos. Hier sind geografische Verbindungen unwichtig, hier geht es alleine darum, die Kraft von Zeal And Ardor abzubilden. Diese Gruppe konnte auf der Tour die Extreme ihrer Musik perfekt auf die Bühnen transportieren, verband geschickt kurze Beschwörungen („Coagula“) mit dunklen Hits („Devil Is Fine“). So bietet „Live In London“ nicht nur die besten Momente ihrer Veröffentlichungen, sondern noch vier neue Songs. Damit der Abriss auch komplett ist, damit die Legende weitergesponnen wird.