Polyvinyl Records / VÖ: 24. Februar 2017 / Alternative, Noise
xiuxiu.org
Text: Michael Bohli
Liebe Leute in den Schatten, der Moment ist gekommen: Xiu Xiu haben ein Album aus den sumpfigen Gewässern gehoben, das zugänglich ist! „Wondering“ geht dabei als drittes Lied auf der Platte sogar so weit, dass die Gruppe mit Beats und eingängigem Refrain den Pop in die dreckigen Gassen lockt. Somit ist „Forget“ ein musikalisches Werk, das auch endlich alle Zweifler in das Boot der tief depressiven und schrägen Rock-Abgründe lockt.
Wobei, Jamie Stewart hat auch hier nicht die Sonne gefressen – so bleibt sein Gesang weiterhin ein unangenehmer Zwitter zwischen Jammer und Todesleiden. Klanglich entfernen sich Xiu Xiu auf „Forget“ zwar etwas von den verzettelten Pfaden der Noise-Avantgarde, aber es gibt immer noch krumme Industrial-Verzerrungen, übersteuertes Elektro-Dum und Melodien, die das Messer in deinem Rücken genüsslich umdrehen. Doch dank Momenten wie „Jenny GoGo“ ist das Werk nicht nur Trauma, sondern lockere Begrüssung des kommenden Zerfalls.
Wenn Xiu Xiu mit „Faith, Torn Apart“ die Bühne in Goth-Klammotten verlassen, dann hat man auch hier wieder eine emotionale Talfahrt erlebt – aber immerhin hüpfend. Die Band hat es zum wiederholten Mal geschafft, ihren klanglichen Kosmos auszudehnen und weiterhin ihre mysteriöse Anziehung zu bewahren. Und dabei steht ihnen auch dieses zugängliche Getue einfach nur perfekt. Es gibt weiterhin keine bessere Gruppe für die erdrückenden Stunden im Keller.