I’m Not From London Records / VÖ: 29. Oktober 2021 / Rock, Garage, Folk
witchoftheeast.net
Text: Michael Bohli
Mit dem Kollektiv Witch of The East muss man sich nicht nur im schattigen Wald aufhalten. Die Musiker:innen aus Leeds fügen auf ihrem zweiten Album «Savage Beauty» beschwörende Folk-Zaubereien mit Indie-Rock und experimentellen Sounds zusammen. Das ist dunkel, erinnert an Shoegaze und Grunge, verleitet zu Bewegungen und nachdenklichem Genuss. Das Intro «Ritual» rumpelt mit Bass und Rhythmus, «Red, Yellow and Black» ändert den Kurs sofort und holt Gesangsharmonien und akustische Gitarren vor Lärm und Samples hinzu. Überraschend und bloss ein Vorgeschmack.
Frontfrau Aeris Houlihan spricht bei ihrer Band, welche sich vielseitig und furchtlos gibt, von Sister Doom. Das passt sehr gut, bringt die Musikerin mit Witch of The East alternative Genres mit queerer Energie zusammen und springt mit jedem Stück in eine neue Ecke. «Comfort Me» ist abwechselnd stürmisch und nachdenklich, «Through A Thousand Doors» lässt Gesang und Instrumente in Verzerrung versinken. Punk und Dreck findet man danach nicht nur unter den Fingernägeln, ein kleines Stückchen über dem Boden schwebt dafür «Something’s Wrong». Sogar die Disco wird bei «In The Dark» gestürmt, die Getränke gehen aufs Haus.
Einer bestimmten Zielgruppe ist «Savage Beauty» nicht zu empfehlen – es ist besser, wenn sich alle Menschen diese Platte anhören. Zumindest dann, wenn man Musik aus England mag und sich nicht mehr zwischen dem Heute, den Achtzigern und Neunzigerjahren entscheiden möchte. Dann groovt man mit Witch of The East sorgenlos durch «Just Enough» und zaubert sich gegenseitig in neue Höhen («Fool’s Paradise»). Raue Stimmung inklusive.