PIAS / VÖ: 11. November 2022 / Indie Rock
warhausmusic.com
Text: Patricia Leuchtenberger
Diese Stimme kennt man doch, nicht? Wenn sie keine erkennbare Referenz zur melodischen Bassdominanz Leonard Cohens oder Bob Dylans hervorrufen kann, dann vielleicht in Verbindung mit einer Band: denn Maarten Devoldere, aka Warhaus, tritt nicht nur seit 2016 („We Fucked A Flame Into Being“) in seinem Soloprojekt in Erscheinung, sondern führt zugleich Regie in seiner Gruppe Balthazar, die klanglich mehr in Richtung New Milky Chance einzuordnen ist. Als sein Alter Ego Warhaus bekommen die Fans reinsten Indie mit Retroelementen, die seine Musik unfassbar nostalgisch erscheinen lässt. Das ist auch in „Ha Ha Heartbreak“ nicht anders. Er bleibt seinem anmutigen Hauchen treu, wenn nicht rhythmisch versierter sowie mit pfundigen Neo-Einflüssen.
Nicht nur in Richtung der Musikfärbung ist ein Wandel im Gegensatz zum Vorgänger zu verspüren. Das Cover verrät es schon jedem eingeschweißten Hörer. Hier findet dunkle, verschattierte Ästhetik mit peppiger Farbe zusammen: Nicht anders, wie die rauchige Stimme mit den Oboen, Chören und sonstiger Akustizität wirkt. Eine Erklärung dafür, wieso für das dritte Standbein des Künstlers in eine Vermischung einer vergangenen Ästhetik und einem undefinierbaren Pastellrot schwand, findet sich vielleicht im Aufnahmeprozess. Denn allein in drei Wochen war das Album von Devoldere fertig. Nicht in den Niederlanden, sondern in Palermo, wo Warhaus eine Trennung, wie der Titel schon vermuten lässt, zu verarbeiten hatte. Und man merkt, dass der Musiker in dieser Trauersituation hadert, festhängt, wiederholt und letztendlich leere Hüllen vor große Gefühle stellt.
So eine Lebenssituation liefert unendlich viel Stoff für Kunst jeglicher Art. Doch irgendwas ist hier falsch: Was macht das Xylofon hier? Woher kommt die Konga? Ein Gefühl von Palermo wird hier verkauft, und das sehr gut. Was damit die Texte dort zu suchen haben, die über die Takte flanieren, sich so ganz ohne Berührungspunkte mit der allseits beliebten Raucherstimme synchron verpassen, verstehe ich nicht. Dieses Mal geht keine verdiente Coolness von Maarten Devoldere aus, die in einsamen Dur-Akkorden wabert, sondern es gibt ledeglich zweierlei: stimmliche Tiefe in ödem Mittelmaß.