Gumption Records / VÖ: 15. Oktober 2021 / Blues Rock, Garage
velvettwostripes.com
Text: Michael Bohli
Rastlosigkeit ist ein Wort, dass im Umfeld von den Velvet Two Stripes wohl nicht selten fällt, war die Band um Sophie Diggelmann, Sara Diggelmann und Franca Mock lange wöchentlich unterwegs. Auch in den Liedern lässt sich diese Energie feststellen, der Fuzz-Blues-Rock ist getrieben und schwitzig. Mit der Platte «Sugar Honey Iced Tea» spielen sich die Frauen zurück in unsere Köpfe, als wuchtiger Klangschlag nach der Zwangspause der letzten Monate. Wütend sind sie deswegen nicht, sehr wohl aber rau und kantig, der Garage-Einschlag bleibt wichtig, die DIY-Einstellung gleichermassen.
2020 wurden Velvet Two Stripes von den allgemein bekannten, äusseren Einwirkungen etwas gebremst, dem Album «Sugar Honey Iced Tea» hat dies aber nicht schlecht getan. Die neun Songs sind druckvoll und dreckig, Licks und Riffs ringen miteinander. «Spoonful Of Medicine» und «Two To Tango» locken mit Groove und Leidenschaft, «Catch 22» ist eine längere und gitarrenbeherrschte Erzählung. Die Gruppe labt sich am Sound, die Hörerschaft versinkt genüsslich in den Takten. Nachdenklicher und beschwörend geht es ebenfalls zu und her («This House Is Built On Sand»), oder angriffig mit Country-Einleitung – «FU» ist befreiend und wichtig.
Ohne sich jemals dem Business hinzugeben haben Velvet Two Stripes eine beachtliche Karriere aufgebaut, die mit «Sugar Honey Iced Tea» vorzüglich fortgesetzt wird. Konventionen und engstirnige Grenzen findet man in den Kompositionen nicht, die Frauen lassen ihre Musik dahintreiben, wo es ein Stück nötig hat. Das ist Retro und kontemporär zugleich, das lässt die Haare wirbeln («Wooden Bones») und in der Schweiz die Wüstensonne auf unsere Köpfe scheinen. Zeit, wieder über die Bühnen zu wallen.