Datum: 21. + 22. Mai 2010
Ort: Theaterhaus – Stuttgart (D)
Bands: Unheilig / Diary Of Dreams / Zeromancer
Gleich an zwei Abenden hintereinander schaffte es Unheilig, die Zuschauerräume der Liederhalle nahezu komplett zu füllen. Entsprechend fuhren sie ein mächtiges Programm auf: zwei Vorbands gaben vor dem eigentlichen Mainact, Unheilig, ihre Show zum Besten. Die für mich unbekannten Zeromancer aus Norwegen überraschten mich dabei positiv mit ihren harten aber prägnanten Elektobeats, während Diary Of Dreams, als zweite Vorband des Abends, eine wie gewohnt gute Show abgaben. Leider reagierte das Publikum bei beiden Vorbands unverdienter Weise recht verhalten- vielleicht lagen die beiden Bands mit ihren doch vergleichsweise härteren Goth-Elektro Stilen doch nicht so sehr auf der emotionstriefenden Wellenlänge der Grafen-Anhänger. Schade, denn insbesondere das letzte Lied der Vorbands, bei dem sich Diary Of Dreams ein Battle mit dem Sänger von Zeromancer lieferten, beeindruckte showtechnisch und stimmlich.
Beim Bühnenbetreten des Mainacts verwandelte sich die Stimmung im Zuschauerraum schlagartig. Energiegeladen in dem ihm so eigenen Stil tanzend entfesselte der Graf gekonnt die Emotionen im Publikum und lieferte wie gewohnt eine ambitionierte Show. Stilistisch von seinen bisherigen Touren abweichend, aber passend zum aktuellen Konzept von Unheilig, wurden die Lieder der „Grossen Freiheit“ CD mit Videoclips untermalt, in denen die Grosse Freiheit in Hamburg, die Hamburger Docks, Reeperbahn und weitere Promotionhighlights aus Hamburg gezeigt wurden. Der Graf wurde hierbei zeitweise eingeblendet, wie er gedankenversonnen im Anzug am Strand entlangging, mehr oder weniger spektakulär verschiedene Dinge aufsammelte und in seinem Aktenkoffer ablegte. Um auch das Mitsingen für die nicht so textsicheren Zuschauer zu erleichtern, wurden in Karaoke-Manier die Liedtexte zwischengeblendet.
Neben vielen Liedern der aktuellen CD gab der Graf die gewohnten Live- Stimmungsgaranten wie „Maschine“ und „Freiheit“ zum Besten. Auch „Für immer“
aus dem aktuellen Album entpuppte sich als ein hervorragendes Live- Lied und wird wohl zukünftig in die Liga der Unheilig-Stimmungslieder mit aufgenommen werden.
Der aufgrund der aktuellen Charterfolge befürchtete Teenager- und Hausfrauenansturm auf die Konzerte des Grafen hielt sich in der Liederhalle in Grenzen. Dennoch konnte man merken, dass sich die Zuschauer seit Erscheinen des neuen Albums verändert haben- sehr zum Leid der nur mäßig bejubelten Vorbands. Im Zuge der massentauglicheren Weiterentwicklung von Unheilig über die Gothikszene hinaus, empfand wohl nicht nur ich die Kombination aus den härteren Elektro-Goth Klängen der Vorbands und der emotionsgeladenen, teilweise arg Tränendrüsen-lastigen Musikrichtung vom Grafen als nur bedingt gelungen.
Geschrieben von: Wiebke Schone