Band: The Twilight Sad
Album: It Won/t Be Like This All The Time
Genre: Post-Punk / Shoegaze
Label: Rock Action
VÖ: 18. Januar 2019
Webseite: thetwilightsad.com
Im Leben gibt es Schlüsselmomente. Und Musikschaffende werden relativ gut rekonstruieren können, wie sie zur Musik gefunden und warum sie diese und jene Songs geschrieben haben. The Twilight Sad feilten an den Demos zu ihrem fünften Album „It Won/t Be Like This All The Time“ am Loch Fyne, die Bilder von dort passen zum Sound, welche die Band seit ihrem bereits hervorragenden Debüt „Fourteen Autumns & Fifteen Winters“ gefunden hat. Die dazu passenden Adjektive wären schnell gezückt, wären sie nicht schon so abgegriffen. Der eigentliche Schlüsselmoment in Bezug auf das neue Album war also viel eher die Tour im Vorprogramm von The Cure, im Rahmen derer Robert Smith zu ihrem neuen Mentor wurde. Das ist unüberhörbar. Und weil Postpunk in den letzten Jahren omnipräsent war, zusammen mit einem Rückbesinnen auf die Sounds der 80er, holen sich die Schotten aus dem Raum Glasgow nicht damit den Innovationspreis ab.
Denn schon ohne ihren Mentor hatten The Twilight Sad den Weg in diese Richtung eingeschlagen, selbst wenn sie sich dabei noch nicht so zwingend um das Erbe von The Cure bewarben. Der Lärm der ersten Stunde wich bereits mit „No One Can Ever Know“ immer mehr den Synthesizern. Was diese Band einzigartig macht – und nein, es ist nicht der Akzent von Sänger James Graham –, sind die ihr eigenen Blüten, welche ihre Songs tragen: Sie wählen nicht den einfachsten, nicht den offensichtlichen Weg. So überrascht es nicht, dass Alben von The Twilight Sad wachsen müssen und sich nicht aufdrängen.
„It Won/t Be Like This All The Time“ ist emotional aufgeladen. Es liegt eine Spannung in der Luft, die knistert, weil die Synthesizer eine gewisse Kälte verbreiten. Das Album setzt immer wieder die richtigen Impulse. Es ist eine Art Katharsis und ja, auch diese Referenz ist abgenutzt. Aber die Konzerte der Band schienen für Graham schon immer eben dies zu sein: Der Frontmann hat eine sehr intensive Bühnenpräsenz, die als Teil der Musik und seinem Bezug dazu zu verstehen ist. Seine Texte bieten zusätzlich Raum für Interpretation. Zuversicht strahlen sie nicht aus.
Und weil sich die Songs von The Twilight Sad schon immer die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele ausgesucht haben, um sich zu dem zu entwickeln, was sie heute sind, kann man sich eigentlich kaum ausmalen, was zusätzliche Schatten noch alles anrichten würden. Der Suizid von Scott Hutchison zum Beispiel, Sänger von Frightened Rabbit und sehr enger Freund von Graham. Das neue Album ist vorher entstanden und zeigt eine Band, die ihren Blick nach Grösserem ausrichtet. Es war schon immer das Existentielle, das in dieser Musik den meisten Raum einnahm und das nun einen noch breiteren Rahmen will. Hoffentlich überschattet der eine Schlüsselmoment nun nicht die Zukunft dessen, was ein anderer geebnet hat. „There’s no love too small/ And I won’t be surprised if it kills us all.“
Tracklist:
1. [10 Good Reasons for Modern Drugs]
2. Shooting Dennis Hopper Shooting
3. The Arbor
4. VTr
5. Sunday Day13
6. I/m Not Here [Missing Face]
7. Auge_Maschine
8. Keep It All To Myself
9. Girl Chewing Gum
10. Let/s Get Lost
11. Videograms
Bandmitglieder:
James Graham – Gesang
Andy MacFarlane – Gitarre
Johnny Docherty – Bass
Brendan Smith – Keyboards
Sebastien Schultz – Schlagzeug
Gründung:
2003
Text: Michael Messerli