Autor: Pete Townshend
Titel: Das Zeitalter der Angst
Verlag: Hannibal Verlag
ISBN: 978-3854456858
Übersetzung: Alan Tepper
„The Age Of Anxiety“ („Das Zeitalter der Angst“) ist in der Ich-Form geschrieben. 280 Seiten, geschrieben von Pete Townshend, sagenumwobenes Aushängeschild von „The Who“. Weg vom Gitarrenplektrum und hin zur Schreibfeder also.
Das Ego in dieser Geschichte ist aber nicht die lebende Rock-Legende selbst, sondern der Kunsthändler Louis Doxtader. Doxtader – fantastische Namenswahl! Pete Townshend lässt allerdings jede Menge (u.a. Heroin-Sucht) von sich selbst in diesen Charakter einfliessen.
Und er geizt bei seinem Schreibdebut – ist als Kunstroman gekennzeichnet – auch nicht mit Brückenschlägen in die Realität. Immer wieder kommt der Leser in den Genuss von „The Who“-Reminiszenzen. Ebendiese sind unaufdringlich, fraglich, ob es sie überhaupt braucht.
Sicher spannend hingegen ist dieser schiere Inhaltswahnsinn: Moratorium, Apokalypse, Irrgarten, Outsider Art, Musik à la düster-dräuende und selten harmonische Soundscapes, Substanzmissbrauch, Heiler-Groteske, zwischenmenschliches Unheil, Surrealitäten, Sexkapaden & Co.
„Das Zeitalter der Angst“ – Townshend verknüpft die vielen losen Enden seiner Geschichte, um das Wiedersehen zweier Seelen zu inszenieren – ist wie ein Oper. Eindringlich, es zerfliessen Grenzen, die Dramaturgie fährt Achterbahn, es wird zerstört und gleichzeitig geschaffen. Und ein bisschen Melodram gibt es obendrauf.
Text: Cyril Schicker