Band: Tori Amos
Album: Unrepentant Geraldines
Genre: Alternative
Label/Vertrieb: Mercury
Veröffentlichung: 9. Mai 2014
Website: toriamos.com
Geschrieben von: Daniel Baratte
Um es vorweg zunehmen… Ich bin ein grosser Fan von Tori Amos. So gross, dass ich durchaus das Teenie-Verhalten bei One Direction nachvollziehen kann. Sollte ein Fan denn eine CD Rezension schreiben? Bleibt da die Objektivität nicht auf der Strecke? Aber nein, schreit der Alkoholiker, ich habe kein Problem mit dem Alkohol und genauso schreit der Tori Amos affine Musik-Journalist, dass er objektiv genug sein kann. Na dann mal los.
„Never change a winning Team“ neigt man zu sagen und so verwundert es nicht, dass viele Künstler einer erfolgreichen Linie treu bleiben, und das ist ja auch gut so. Genau so verständlich ist auch das Bestreben anderer Künstler, andere, neue Wege zu gehen – so passiert bei Tori Amos, die vor ein paar Jahren ihre gewohnten Pfade, die sie so erfolgreich machten, verliess und sich experimentell anderen musikalischen Bereichen widmete.
Dass eingefleischte Fans ein wenig verwundert waren, erstaunt wenig, schliesslich versuchte sich Tori mit Weihnachtsliedern, Orchestern und Klassischer Musik und so manch einer wurde hellhörig, mich eingeschlossen, als Tori sogar verkündete, dass sie sich in Zukunft ausschliesslich der klassischen Klaviermusik widmen wolle. Nun, jeder Künstler hat das Recht das zu tun was er will und seine Fans sind ja nicht gezwungen, bedingungslos zu folgen.
Nach den letzten drei veröffentlichten Alben, verfestigten sich die Bedenken, dass Tori ihr Vorhaben tatsächlich ernst meinte und mit der Ankündigung eines neuen Releases erwachte dennoch etwas wie Hoffnung, Miss Amos fände den Weg zu ihrer angestammten Musik zurück. Und siehe da, die Götter des Musik-Olymps erhörten die Gebete (vor allem meine) und liessen Amos ein Album produzieren, das nahtlos an das erfolgreiche Konzept der 90er anknüpft. Was Tori mit ihrem neuen Album „Unrepentant Geraldines“ abliefert, scheint ein klares Lippenbekenntnis im Sinne von „back to the roots“ zu sein und ist geladen mit der gewohnten leichtfüssigen und melancholischen Piano-Musik, untermalt mit ihrer unverkennbaren Stimme.
Inspiriert von der malenden Kunst seien die Songs entstanden, sagt Tori Amos, doch auch bei intensivsten Zuhören kann ich den Link zur Malerei nicht finden. Nun, das erscheint mir eher als vernachlässigbar, schliesslich ist es die Musik der Amerikanerin, die seit 1988 weltweit begeistert. Das 14te Album nun, bepackt mit 14 Songs, die in einem Amos-typischen Guss daherkommen und das bekannte grosse Potenzial der Pianistin unterstreichen.
Mit „America“ als Introsong zeigt Tori Amos, dass sie zurück auf ihrer Bühne ist und ein vielversprechendes Album mitbringt, das sie nicht nur komponiert hat sondern auch produziert hat. Ehemann Mark Hawley betreibt zusammen mit Tori in Cornwall (UK) ein Studio, in dem auch die Aufnahmen für „Unrepentant Geraldines“ stattfanden.
Dass Stars und Sternchen ihren Sprösslingen unter die Arme greifen und ihnen eine musikalische Entwicklung ermöglichen ist verständlich und so verwundert es nicht, dass die inzwischen 13-jährige Tochter Tash auf dem Track „Promise“ im Dialog mit ihrer Mutter mitsingt. Tash sang übrigens schon auf einem früheren Release zusammen mit Tori.
Den mit Tuba unterstützte Song „Giant’s Rolling Pin“ kann man locker überspringen und sich dem restlichen Album widmen, das man getrost als gelungen bezeichnen kann. Sanftmütigkeit und Melancholie sind Begriffe, die mir bei Toris neuestem Werk in den Sinn kommen.
Fazit: Endlich ist sie wieder da. Die Tori Amos die man kannte und liebte. „Unrepentant Geraldines“ ist ein durchwegs interessantes Album, das wohl viele Fans zufriedenstellen wird, aber dennoch ein wenig das Potenzial fehlt, neue Anhänger zu begeistern.
Tracklist:
1. America
2. Trouble‘s Lament
3. Wild Way
4. Wedding Day
5. Weatherman
6. 16 Shades Of Blue
7. Maids Of Elfen-Mere
8. Promise
9. Giant‘s Rolling Pin
10. Selkie
11. Unrepentant Geraldines
12. Oysters
13. Rose Dover
14. Invisible Boy
Bandmitglieder:
Tori Amos – Gesang, Bösendorfer, Hammond
Mac Aladdin – Gitarre