Inside Out Music / VÖ: 1. März 2019 / Art Rock
timbowness.co.uk
Text: Michael Bohli
Freundschaften können tief gehen und trotzdem kann man sich über die Jahre aus den Augen verlieren. Ganz vergessen haben sich Steven Wilson und Tim Bowness bestimmt nie, mit „Flowers At The Scene“ aber seit über einem Jahrzehnt zum ersten Mal wieder gemeinsam als Produzenten getroffen. Und das neuste Soloalbum von Bowness war die perfekte Gelegenheit, wird schliesslich no-man dieses Jahr wiederbelebt und der melancholische Art-Rock zu neuen Höhen geführt. Was bereits hier geschieht, mit elf abwechslungsreichen und fesselnden Liedern.
Mit vielen Gästen an den Instrumenten (von Legenden Peter Hammill oder Andy Patridge über neuzeitliche Meister wie Colin Edwin und Jim Matheos) hat sich Tim Bowness die perfekte Basis geschaffen um seinem gefühlvollen Art-Rock das perfekte Haus zu bauen. Im Gegensatz zum letzten Werk „Lost In The Ghost Light“ gibt es bei „Flowers At The Scene“ keinen schweren Überbau zu beachten, sondern der reine Genuss an klanglicher Wärme. „Rainmark“ ist ein Traum aus Trompeten, Gitarren und Synthesizer, „Borderline“ die feinfühlige Erzählung mit Klavier und Perkussion.
Alles an dieser Platte ist unaufgeregt und voller Empathie, dank dem Gesang von Tim Bowness nie zu direkt und immer menschlich. Zwischen modern und verspielt („What Lies Here“) und Elementen des Jazz und Prog-Pop („Flowers At The Scene“) anwendend, ist diese Platte auch dank den offenen und ehrlichen Texten eine läuternde Begegnung. Hier geht es weniger um den grossen Gewinn an Erkenntnissen, sondern den emotionalen Einblick in unser aller Leben. Ohne unnötige Komplexität, dafür mit betörenden Melodien und einer perfekt ausgewogenen Produktion. Da wirkt sogar das düstere „It’s The World“ wie eine Umarmung voller Kraft.