Band: Thees Uhlmann
Album: Junkies und Scientologen
Genre: Indie / Rock
Label: Grand Hotel van Cleef
VÖ: 20. September 2019
Webseite: Thees Uhlmann bei FB
Thees Uhlmann bringt die Stories und wir bringen den Wein. Am besten waren seine Songs schon immer dann, wenn er es nur ganz knapp nicht mit seinen Texten übertreibt. Man kann das Pathos nennen, er nennt es Leben. Diese Gratwanderung bringt es mit sich, dass diese Art Lieder nicht immer auf die gute Seite kippen. Und nun tauft er sein drittes Soloalbum also “Junkies und Scientologen“. Das kann ja heiter werden. Wird es aber natürlich nicht. Thees Uhlmann singt Zeilen, die auf Karten oder Unterarme gehören, hätten sie denn darauf Platz. Ob er das nun mit Tomte machte oder mit seinen aktuellen Mitstreitern, spielt da eine eher untergeordnete Rolle. Dass der Mann auch Bücher schreibt, versteht sich mit dieser Diskographie dann eigentlich von selbst.
Sechs Jahre nach seinem zweiten Soloalbum muss einem schon fast angst und bange werden, was für ein Referenzgewitter auf einen niederprasselt und das Namedropping passiert dann auch entsprechend inflationär. Trotzdem machen einem bereits die ersten vier Songs textsicher klar, warum einer wie er nicht fehlen darf. Nicht auf der Party, nicht im Plattenschrank, nicht auf Karten oder Unterarmen.
Keine Frage: da schwingt mittlerweile auch ein bisschen Nostalgie mit, persönliche Erinnerungen an persönliche Tomte-Momente. Man wächst manchmal auch aus Dingen heraus und ob man in die Uhlmann-Lieder mit “Junkies und Scientologen“ noch hineinwächst, kann man da kaum abschätzen. Ein Album wie “Hinter all diesen Fenstern“ wird auch einer wie er nicht zwei Mal schreiben. Aber wer will das schon. Ein Refrain wie in “Danke für die Angst“ bleibt jedenfalls für ewig hängen und was er insgesamt aus “Was wird aus Hannover“ macht, ist einfach nur stark.
Thees Uhlmann ist wie ein guter alter Bekannter, den man viel zu selten sieht. Wenn es aber geschieht, dann freut man sich sehr und verbringt eine tolle gemeinsame Zeit. Und beim Verabschieden beteuert man, sich nun wieder öfter zu melden, man ist ein bisschen angetrunken und wird ein wenig sentimental und am nächsten Morgen ist alles gut. Vermutlich kann man dann seine Vorsätze nicht ganz einhalten, aber diese schönen Begegnungen vergisst man vielleicht auch deshalb nie. Das Leben rast nur so vorbei. Thees Uhlmann hat die Kraft, sie ab und an für einen kleinen Moment anzuhalten.
Tracklist:
1. Fünf Jahre nicht gesungen
2. Danke für die Angst
3. Avicii
4. Was wird aus Hannover
5. 100.000 Songs
6. Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach Hip Hop Videodrehs nach Hause fährt
7. Junkies und Scientologen
8. Katy Grayson Perry
9. Menschen ohne Angst wissen nicht, wie man singt
10. Ein Satellit sendet leise
11. Die Welt ist unser Feld
12. Immer wenn ich an dich denke, stirbt etwas in mir
Bandmitglieder:
Thees Uhlmann – Gesang und Gitarre
Rudi Maier – Gitarre
Simon Frontzek – Bass und Tasten
Markus Perner – Schlagzeug
Bandgründung:
2011
Text: Michael Messerli