LAVA Records / VÖ: 8. Oktober 2021 / Rock
thewarningband.com
Text: Michael Bohli
Bis die drei Schwestern ihr Spanisch auspacken muss man sich zwar gedulden, dafür lohnt sich die Reise mit jedem Song und jedem Takt. „Mayday“ ist die neue EP des mexikanischen Rock-Trios, das den Begriff Familienbande ausdrucksstark neu definiert. Seit 2013 sind The Warning im Szenetreiben mit dabei und versprühen mit jeder Veröffentlichung eine unbändige Lust an der Musik. Die sechs Gitarrenkracher ändern daran nichts und festigen die Stellung, welche in der Heimat zu Support-Gigs für Gruppen wie den Foo Fighters oder Def Leppard geführt hat.
Verwunderlich ist das nicht, spielen die drei Frauen mit so viel Ausdruck, dass der alternative und melodische Rock sofort in die Glieder übergeht. „Disciple“ macht auf „Mayday“ den druckvollen Beginn und führt zum noch intensiveren „Choke“. The Warning begleiten ihre stringenten Lieder und die feurigen Gitarrenriffs mit mehrstimmigem und wechselndem Gesang, die Rhythmen wirken riesig und ausgeklügelt. Das ist zwar typisch für solchen geradlinigen Sound, wirkt aber wie eine Frischzellenkur. Kein Stück schwächelt, mit „Z“ werden die Trommel bearbeitet, die Musikerinnen bleiben energisch.
Da in Mexiko keinesfalls alles angenehm läuft, fliesst bei The Warning eine Portion Auflehnung und Protest mit ein – „Mayday“ ist deswegen aber keine plumpe Kampfansage. Vielmehr werden mit Stücken wie „Evolve“ Tatsachen dargelegt, die laute Gitarrenmusik dient zur eindrücklichen Präsentation. Adrenalin und Kraft, bis zum Abschluss mit „Martirio“, der sich nach dem Stadion sehnt und alle Zuhörer*innen in seinen Bann zieht.