Band: The Tangent
Album: Auto Reconnaissance
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out Music
VÖ: 21. August 2020
Webseite: thetangent.org
Gibt es eine zweite Band im Bereich des Progressive Rock, welche das Genre auf solch pure Weise seit mehr als einem Jahrzehnt weiterführt? Die Tugenden der frühen Helden weiterhin in den epischen Klang einverleibt und trotzdem nicht vor aktuellen Themen zurückschreckt? Wohl kaum, The Tangent bleiben eine Klasse für sich. Die experimentellen Aspekte wurden für „Auto Reconnaissance“ neu ausgerichtet, die Longtracks im Petto behalten, die aktuelle Lage der Welt kritisch beäugt.
Beim Vorgängerwerk „Proxy“ spielten The Tangent vor allem mit den Hintergründen der Kunstgeschichte, welche den Prog an die heutige Position gebracht haben. Für „Auto Reconnaissance“ ist der Blick stärker nach vorne und gleichermassen nach innen gerichtet. Das Schreckgespenst Brexit übernimmt komplette Songs, „Lie Back & Think Of England“ versucht die herrschende Misere gar während 28 Minuten zu ordnen, zu verstehen. Im gleichen Zug wird der Zauber der amerikanischen Freiheit mit der heutigen Situation konfrontiert („Jinxed In Jersey“), was in herrlichen Sätzen und abwechslungsreichen Takten mündet.
Stimmungs- und Soundwechsel bieten The Tangent während den 70 Minuten genügend, mal klingt es eher nach Canterbury, dann wieder hört man die Einflüsse von Jazz, Pop und R&B. Wie es sich für die Schirmträger der progressiven Spielart halt gehört, inklusive englischem Humor, sowie unstillbarem Hunger nach Kreativität und Kultur. So wird aus dem Stil weiterhin kein Museum, sondern eine ernstzunehmende Kraft. „Auto Reconnaissance“ öffnet neue Gedankenströme und wirkt zugleich wie eine vertraute Umgebung.
Tracklist:
1. Life On Hold
2. Jinxed In Jersey
3. Under Your Spell
4. The Tower Of Babel
5. Lie Back & Think Of England
6. The Midas Touch
7. Proxima
Bandmitglieder:
Andy Tillison – Gesang und Keyboard
Jonas Reingold – Bass
Theo Travis – Saxophon und FLöte
Luke Machin – Gitarre
Steve Roberts – Schlagzeug
Gründung:
2003
Text: Michael Bohli