Monobuster Records / VÖ: 25. April 2025 / Garage Rock, Post-Punk
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Text: David Spring
Immer, wenn alles auseinanderzufallen droht und man wieder auf den Punkt Null zurückgeworfen wird, besteht die Chance auf etwas Grosses, etwas Neues. Zehn Jahre sind The Shattered Mind Machine bereits im Geschäft, und doch ist auch für Album Nummer vier wieder alles anders bei der umtriebigen Band aus Töss bei Winterthur. Zurück im schimmligen Kellerraum wurde abseits aller Algorithmen und Netzwerke an Songs getüftelt, gebastelt und gebaut, bis irgendwann alles passte und ein wahrhaft grosses Werk entstand: «Achilles Heel!»
Schon der Opener «Defensive Architecture» macht klar, dass The Shattered Mind Machine keine halben Sachen machen. Das ist nostalgisch anmutender Post-Punk, vermischt mit schaufelweise schroffem, lärmigem Post-Hardcore – hier ein fabelhaftes Riff, dort eine wütend hallende Stimme. Was für eine Pracht! «Clean Teeth» geht moderner und punkiger zur Sache. Knackig und voller genüsslicher Ecken und Kanten haut das Trio zackige Bassläufe und unnachgiebige Beats raus, um die sich die Gitarre mal beinahe orientalisch, mal volle Kanne britisch schlängelt und wütet. Heidewitzka, das geht ab und macht unglaublich Laune. Mal in der Garage, mal mitten in der Strassenschlacht, mal in völlig unergründlichen Sphären – das ist Musik für jede noch so subversive Lebens(miss)lage.
So verspielt und losgelöst wie auf diesem Album klangen The Shattered Mind Machine noch selten – und gleichzeitig so sehr nach sich selbst. Die ganze Platte wurde in nur fünf Tagen eingespielt und klingt entsprechend ruppig, direkt und dringend – DIY wie aus dem Klangbilderbuch. Dass sich die Band kaum von der Genrepolizei einschränken lässt, überrascht nicht. Während das fantastische «Flawless» ein kolossaler Bastard aus brachialen Riffs und fast ulkig-poppigen Unisono-Passagen ist, dessen Mittelteil gar in psychedelische Sphären abdriftet, bewegt sich «Loopholes» beinahe im Pop-Punk – wohlgemerkt immer noch in der intensiven, vogelfreien Manier der Band. Und wer es lieber etwas geradliniger mag, kriegt mit «Sub Zero» ein Punk-Brett ohne Schnickschnack um die Ohren gepfeffert, das es in sich hat.
Inhaltlich geht es ähnlich ungestüm zur Sache. Themen wie digitaler Perfektionswahn, der Untergang der Kommunikation, allgegenwärtige Reizüberflutung, unumgänglicher Eskapismus und das zerbröselnde Gefüge unserer soziokulturellen Strukturen verleihen den neun Songs das nötige Gewicht. Sie zeugen von einer Band, die mit offenen, besorgten Augen durch die Welt geht. Von einem Konzeptalbum kann dabei keine Rede sein – vielmehr gewähren The Shattered Mind Machine Einblick in verschiedene Momentaufnahmen, die sie pointiert skizzieren. Das passt unverschämt gut zum gewaltigen, reizüberflutenden Sound der Band.
Mit «Shrine Of The Ages» wird uns nach einer halben Stunde ein letztes Mal gekonnt alles an den Kopf geworfen. Gewaltige, fuzzige Gitarrenwände treffen auf postige Nineties-Strophen, bis alles in einem epochalen Refrain fulminant endet. The Shattered Mind Machine haben auf «Achilles Heel» wirklich alles aufgefahren und zeigen, dass Weitermachen und nach vorne blicken das einzig wahre Rezept gegen die vernichtende Monotonie des Alltags und den unaufhaltsamen Pessimismus unserer Realität ist. Ein schöneres Geschenk hätten sie sich zum zehnjährigen Jubiläum nicht machen können – und uns erst recht nicht!
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