Bird’s Robe Records / VÖ: 11. Februar 2022 / Post-Rock
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Text: Michael Bohli
Es knarrt zünftig, wenn der Bass bei «Everything Melts» den Siedepunkt interpretiert. Als ob ein altes Schiff langsam auseinanderbrechen würde, Schlagzeug und Gitarren füllen den Raum mit wilden Klangfolgen und einer schwirrenden Kulisse. Zu zweit lassen The Sea Shall Not Have Them in ihren Songs selten Ruhe aufkommen, auch in diesen acht Minuten lässt die Spannung nie nach, vor allem durch die präsenten Becken und nachhallenden Saiten. Sieben Jahre nach dem Debüt «Mouth» ist das Duo mit «Debris» wieder da, voller Ideen und Ausdruck.
In Brisbane aufgenommen, besticht die Platte durch aufregende Post-Rock-Stimmungen. «Ash Cloud» scheint zu brennen und den Himmel zu verdunkeln, die Reduktion der Instrumente wird durch das intensive Spiel der beiden Musiker aufgehoben, Gastgitarrist Ian Haug (Powderfinger) macht aus den Grundlagen von The Sea Shall Not Have Them eine wuchtige Angelegenheit. Der Titelsong zu Beginn des Albums lockt mit lichten Melodien, bei «Lower The Sky» darf man sogar Gesang vernehmen. Ein weiteres Detail, welches das instrumentale Werk reizvoll gestaltet.
Allgemein sind The Sea Shall Not Have Them in gewisser Entfernung zu den totgehörten Standards des Genres unterwegs. «Splinters» begnügt sich mit wenigen Minuten Spielzeit und ätherischem Gefühl, «Underneath» schleicht sich immer weiter in Richtung Lärm und kratzenden Takten. Mit dem Piano wird das Wetter bei «YXO» kühl, die See streckt ihre Finger nach uns aus. Die gewichtige Atmosphäre und eine hohe Zugänglichkeit machen das Album geniessbar und abwechslungsreich.